Landwirtschaft hat immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung
(Frankfurt am Main) - Die Landwirtschaft in Deutschland hat immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, um die zahlreichen Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter zu bekämpfen, denen ihre Kulturen ausgesetzt sind. Auch Produkte für den umweltschonenden Integrierten Pflanzenbau gehen in großer Zahl verloren. Aber nur wenn eine große Vielfalt von Mitteln existiert, kann in den einzelnen Befallssituationen gezielt behandelt werden. "Dies ist auch eine Voraussetzung dafür, dass Nebenwirkungen des Pflanzenschutzes minimiert werden", erläuterte Jochen Wulff, Bayer AG, Präsident des Industrieverbands Agrar e. V., vor Berliner Journalisten.
Die Produktvielfalt ist gefährdet, weil die Verfahren für die Zulassung der Pflanzenschutzmittel und für die Registrierung ihrer Wirkstoffe immer komplizierter werden. Dabei hatten die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln von der Harmonisierung des Zulassungsverfahrens in Europa eine Vereinfachung und Verkürzung erwartet. Acht Jahre nach Verabschiedung der entsprechenden EU-Richtlinie und ein Jahr nach Inkrafttreten der Novelle des Pflanzenschutzgesetzes in Deutschland zeigt sich jedoch eher die umgekehrte Tendenz.
Unklare Vorgaben der Richtlinie haben zahlreiche nationale Nachforderungen bei den Produktzulassungen heraufbeschworen. "Solche Sonderwünsche untergraben jegliche Planungssicherheit für die Unternehmen," kritisierte Wulff. Sie verursachen hohe Kosten und un-kalkulierbare Verzögerungen bei der Markteinführung neuer Produkte, welche in der Regel auch Vorteile für die Umwelt bringen. "Die Industrie akzeptiert ein Mehr an Sicherheitsforschung, wenn daraus Verbesserungen für Anwender, Verbraucher oder Umwelt entstehen", betonte der IVA-Präsident. Viele Behördenforderungen im Zulassungsverfahren gingen jedoch weit über das Ziel der Risikominimierung hinaus.
Wulff appellierte deshalb an Politik und Administration, bei der Bewertung von Pflanzenschutzmitteln neben möglichen Risiken auch die Bedürfnisse der Landwirte und den Nutzen eines Produkts für die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel zu berücksichtigen. Außerdem forderte er klare und einheitliche Vorgaben für den Zulassungs-Prozess, damit das hohe Innovationspotential der Pflanzenschutzindustrie für Landwirtschaft und Umwelt zum Tragen kommen kann.
Erfolgreiches Branchenkonzept zur Verpackungsentsorgung
Seit 1996 bietet die Pflanzenschutzindustrie in Deutschland unter dem Namen PAMIRA flächendeckend ein eigenes Entsorgungskonzept für die Verpackungen ihrer Produkte an. In den ersten drei Jahren konnte die Menge der zurückgenommenen Behälter um 30 Prozent auf knapp 1 300 Tonnen gesteigert werden, was einer Rücklaufquote von rund 40 Prozent entspricht.
1999 erwartet die Industrie eine weitere Steigerung, wie Hans Theo Jachmann, Novartis Agro GmbH Deutschland und Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenschutz im Industrieverband Agrar, berichtete.
Die gesammelten Verpackungen werden ausschließlich in Deutschland verwertet, und zwar als Erdölersatz bei der Stahlherstellung, als Rohstoff für die Methanolproduktion sowie als Energieträger in Zementwerken. Die Pflanzenschutzindustrie will ihre Behälter ausdrücklich getrennt von Haushaltsverpackungen entsorgen. PAMIRA ist Teil der Initiative "Responsible Care" der Chemischen Industrie, die zum verantwortlichen Umgang mit den Produkten auf ihrem gesamten Lebensweg verpflichtet.
Die Novelle der Verpackungsverordnung von 1998 stuft nun zwei Drittel der Pflanzenschutz-Verpackungen als schadstofffrei ein. Sie könnten damit auch durch das Duale System entsorgt werden, eine Zweigleisigkeit, die für die Landwirte verwirrend ist und unnötige Kosten verursachen würde. Die Pflanzenschutzindustrie appelliert deshalb an Politik und Behörden, PAMIRA als praxisgerechtes, bewährtes und sicheres Entsorgungskonzept zu unterstützen.
Moderner Ackerbau produziert Energie
Der moderne Ackerbau ist ein Produktionszweig mit stark positiver Energiebilanz, d. h., bei der Produktion wird deutlich mehr Energie in Form pflanzlicher Produkte erzeugt als durch den Einsatz fossiler Brennstoffe verbraucht.
Dies ist ein wesentliches Ergebnis einer neuen Detailstudie zur Energieeffizienz im Ackerbau, die Hermann Kuhlmann, Hydro Agri Deutschland GmbH und Vorsitzender des Fachbereichs Düngung im Industrieverband Agrar, vorstellte. Diese positive Energiebilanz kommt zustande, weil Pflanzen Sonnenlicht als Energiequelle für ihr Wachstum nutzen. Besonders gut wird die Sonnenenergie genutzt, wenn die für das Wachstum benötigten Nährelemente wie Phosphor und Kalium, vor allem aber Stickstoff in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Mineralische Stickstoffdünger (N-Dünger) machen etwa 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Ackerbau aus. Trotzdem ist die Stickstoffdüngung aus energetischer Sicht außerordentlich effizient, da der Netto-Energieertrag mit zunehmendem Stickstoffeinsatz deutlich zunimmt. Beim wirtschaftlichen Optimum der Stickstoffdüngung wird in der Regel auch die optimale Energieeffizienz erreicht. Dann wird acht- bis zwölfmal soviel Energie in Form von pflanzlicher Bio-Masse erzeugt, wie für deren Produktion insgesamt eingesetzt wurde. Damit trägt der moderne Ackerbau einerseits zur dringend notwendigen Steigerung der Nahrungsproduktion bei, andererseits wird die Nutzung der Ressourcen Boden und Energie optimiert.
Bericht "Umwelt - Ernährung - Gesundheit 1999"
Ausführliche Darstellungen zu den angesprochenen Themen finden sich im Bericht "Umwelt - Ernährung - Gesundheit 1999", den der Industrieverband Agrar in diesem Jahr zum dritten Mal vorlegt.
Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit der Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Wasserversorgung und Agrarchemie beim Gewässerschutz, mit dem Einfluss der Düngung auf die Nahrungsqualität und mit einem Konzept für das Monitoring des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen.
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IVA