Pressemitteilung | Handwerkskammer Koblenz

Meisterprüfung: Garant für die Qualität handwerklicher Leistungen

(Koblenz) - Die Bundesregierung plant eine Novellierung der Handwerksordnung, die gravierende Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Handwerks, die Verbrauchersicherheit und das Duale Ausbildungssystem hätte, wenn sie in der angedachten Form realisiert würde. Daher regt sich nicht nur im Handwerk massiver Widerstand. Auch der Bundesrat hat sich in seiner Sitzung am 11. Juli 2003 mehrheitlich gegen den Reformentwurf der Bundesregierung ausgesprochen. Wie der Handwerkskammer Koblenz bekannt geworden ist, scheint inzwischen auch in der SPD-Bundestagsfraktion die Einsicht zu wachsen, dass der geplante Radikalschlag gegen das Handwerk nichts mit notwendigen und sinnvollen Strukturveränderungen zu tun hat.

Die Abschaffung des Meisterbriefs als Grundqualifikation für die selbstständige Ausübung von 65 Handwerken, die Möglichkeit, auch in den von der Bundesregierung als „gefahrengeneigt“ eingestuften Handwerken, sich mit wenigen Jahren Berufserfahrung selbstständig machen zu können bzw. ohne jede Qualifikation erhebliche Teilbereiche des Handwerks am Markt anbieten zu können, wird dem Verbraucher nur vordergründige Vorteile bietet. HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag und Hauptgeschäftsführer Karl-Jürgen Wilbert sind überzeugt, dass mittel- und langfristig die Qualität handwerklicher Leistungen einbrechen werde, weil viele Handwerker aus kurzfristigen Überlegungen auf die notwendige Qualifikation verzichten würden. Der Kundenorientierung, Innovation und Vielfalt garantierende Mittelstand bräche weg. Scherhag sieht das Risiko, dass vermehrt nicht nur der Verbraucher, der aus vermeintlichen Kostengründen einen Handwerker ohne ausreichende Mindestqualifikation beauftragt, erheblichen Gefahren ausgesetzt wäre, sondern dass durch eine wachsende Zahl minderqualifizierter Handwerker erhebliche Schadensfälle eintreten könnten.

Wie die Kammer mitteilt, spricht sich auch das Handwerk selbst für Änderungen der Handwerksordnung aus. Kunden soll es noch leichter werden, handwerkliche Leistungen aus einer Hand angeboten zu bekommen. Auch die Existenzgründung im Handwerk soll entbürokratisiert werden. Dem Handwerk soll die Möglichkeit gegeben werden, sich entsprechend der wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Veränderungen dynamisch zu entwickeln. Berücksichtigung müssen dabei aber der Verbraucherschutz, die Ausbildungsleistung und das allgemeine Gefahrenpotential der handwerklichen Tätigkeit finden.

Mit dem Meisterbrief erwirbt der Handwerker nicht nur fachliche Qualifikation. Er qualifiziert sich gleichzeitig in den Bereichen Betriebswirtschaft und Ausbildung. Dies führt dazu, dass selbstständige Handwerker kaufmännische Entscheidungen auf fundierter Basis treffen können. Dies sichert Arbeitsplätze langfristig. Die Repräsentanten der Handwerkskammer wissen aus langjähriger Erfahrung, „irgendwo hineinkommen ist einfach, im Geschäft zu bleiben, dagegen schwer“. Handwerksunternehmer wissen um die Bedeutung von Ausbildung, da sie selbst diesen Ausbildungsweg durchlaufen und schätzen gelernt haben. Dies sichert Ausbildungsplätze. Handwerksmeister fühlen sich ihrer Region verpflichtet und sind oft gesellschaftspolitisch erheblich engagiert. Dies ist aber nur möglich, wenn nicht ein ruinöser Preiswettbewerb gegen unlautere Konkurrenz geführt werden muss, meint Scherhag.

Die Meisterprüfung ist kein Zwang, sondern eine Pflicht für jeden, der seine Berufs- und Lebensperspektiven auf eine solide Basis stellen will. Wilbert führt aus, dass es immer Möglichkeiten gab und gibt, sich auch als Geselle mit einer Ausnahmegenehmigung selbstständig zu machen. Beispiele zeigen aber, dass die dabei vorgegebene Auflage, binnen drei Jahren die Meisterprüfung abzulegen, kein überflüssiger Zwang, sondern für den unternehmerischen Erfolg unabdingbare Voraussetzung ist. Vom Handwerker wird nicht mehr erwartet, als aus eigenem Interesse sich auf die künftigen Anforderungen in seinem Fach und als Unternehmer vorzubereiten.

HwK-Präsident und Kfz-Mechanikermeister Karl-Heinz Scherhag weiß aus eigener Erfahrung, der Meisterbrief ist das Fundament für die Selbstständigkeit schlechthin. Als Existenzgründer oder bei der Übernahme eines bestehenden Betriebes haben handwerkliche Meisterbetriebe eine wesentlich höhere Überlebensrate als Existenzgründungen in anderen Wirtschaftsbereichen.

Die beiden Kammervertreter weisen darauf hin, dass sich das Handwerk in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt hat. Gerade das Handwerk sei ein zentraler Motor der rheinland-pfälzischen Wirtschaft und auch das Handwerk trage zur Exportstärke von Rheinland-Pfalz bei. Handwerk in Rheinland-Pfalz sind nahezu 45.000 Betriebe mit 350.000 Beschäftigen, 30.000 Lehrlingen und einem Jahresumsatz von knapp 30 Milliarden Euro. Scherhag und Wilbert betonen, die Landesregierung wisse um diese Bedeutung des Handwerks für das Land und trage daher beispielsweise die aktuelle Kampagne „Morgen Meister!“ (www.morgen-meister.de) gemeinsam mit der Investitions- und Strukturbank (ISB) mit. Diese Kampagne zeige auf, warum auch morgen noch der Meistertitel für Gesellschaft, Wirtschaft und jeden Einzelnen mit handwerklichem Interesse von größter Bedeutung ist.

Informationen zur Meisterqualifikation bei der HwK-Meisterakademie,
Tel.: 0261/ 398-400, Fax: -990, E-Mail: meister@hwk-koblenz.de, Internet: www.hwk-koblenz.de

Quelle und Kontaktadresse:
Handwerkskammer Koblenz Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz Telefon: 0261/3980, Telefax: 0261/398398

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