Pressemitteilung | Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e.V. (HDH) - Geschäftsstelle Bad Honnef

Möbelindustrie rechnet mit Preissteigerungen von bis zu 8 Prozent / Holz- und Möbelindustrie: Umsatz 1. Halbjahr + 5,6 Prozent - Prognose erhöht / Wohntrend 2006/2007: Weniger Mief, mehr Design

(Köln) - Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e. V. und des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V., erklärt anlässlich der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz am 7. September 2006 in Köln:

Wenn doch nur jedes Jahr Weltmeisterschaft im eigenen Land wäre! Selten war die allgemeine Stimmung so gut, selten der Glaube in die Leistung des Landes so hoch und selten die Beschlüsse in Berlin so fern und unbedeutend. Der schwarz-rot-goldene Traum ist zwar inzwischen vorbei, doch zum Glück hat die Wirtschaft etwas von der Dynamik rüberretten können. Allein im zweiten Quartal 2006 ist die deutsche Wirtschaft um knapp 1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen und damit so stark wie seit 5 Jahren nicht mehr. Für das Gesamtjahr 2006 rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute mit 2 Prozent Wachstum. Sogar der private Konsum als langjährige Spaßbremse zieht in diesem Jahr mit einem Plus von voraussichtlich 0,5 Prozent wieder an, wenngleich die Unterhaltungselektronik sicherlich stärker von der WM profitierten konnte als beispielsweise wir Möbler. Dennoch stieg die von der GFK gemessene Bereitschaft der Konsumenten zur Anschaffung langlebiger Konsumgüter auf einen Höchststand.

Steigende Kosten belasten Unternehmen
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und der legt sich trotz insgesamt befriedigender Umsätze in erster Linie auf die Kostenseite der Holz- und Möbelindustrie. Denn selten in den Vorjahren haben sich gleichzeitig so viele Kostenfaktoren spürbar erhöht wie in den zurückliegenden Monaten.

Erdöl kostet über 70 Dollar pro Barrel und zieht die gesamten Energiekosten nach. Holz als Hauptrohstoff unserer Branche ist knapp und teuer wie nie. Der anhaltende Boom in China braucht Futter und treibt nicht nur die Metallpreise in die Höhe. Zudem verkünden die Gewerkschaften das Ende der Bescheidenheit und die Löhne steigen.

Unsere mittelständischen Unternehmen sind von Kostensteigerungen umzingelt und haben angesichts fehlender Marktmacht nur wenig Möglichkeiten, diese abzuwehren. Deswegen war die Notwendigkeit von Preiserhöhungen nie so groß wie jetzt, denn für die Möbelindustrie summieren sich die Kostensteigerungen auf bis zu 8 Prozent. Dies muss zwingend an den Handel weitergegeben werden.

Für die Küchenmöbelindustrie errechnet sich eine durchschnittliche Kostenerhöhung und damit verbundene notwendige Preiserhöhung um 4,7 Prozent. In diesem Segment schlagen neben den Holzwerkstoffprodukten (+5Prozent) insbesondere Preiserhöhungen bei Zulieferprodukten wie Fronten (+10Prozent), Beschläge (+4Prozent) oder Glas und Spiegel (+5Prozent) durch. Daneben steigen die Löhne um 2,5Prozent.

Für die Polstermöbelindustrie errechnet sich eine notwendige Preiserhöhung von 4,5 Prozent. Hier wirken sich in erster Linie die gestiegenen Lederpreise (+10Prozent), Schäume und Kleber (+5Prozent) sowie Personalkosten (+2,5Prozent) aus.

Für die Kastenmöbelindustrie ergibt sich aufgrund des hohen Anteils der Plattenware eine durchschnittlich notwendige Erhöhung der Herstellerabgabepreise von 7,9 Prozent. Preis treibend haben sich hier zudem die Personalkosten (+2,5Prozent) sowie die Transportkosten (+6Prozent) ausgewirkt. Daneben tragen Stromkosten, Kunststoffteile, Beschläge sowie Glas und Spiegel zu einer notwendigen Preiserhöhung bei.

Angesichts dieser Größenordnung rechnen wir mit einem Anstieg der Herstellerabgabepreise – ja nach Segment – von zwischen 4,5 und 7,9 Prozent. Eine Lieferung „um jeden Preis“ für das im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung sicherlich interessante Herbstgeschäft ist nicht im Interesse der Hersteller.

Wirtschaftliche Lage der Holz- und Möbelindustrie im ersten Halbjahr 2006
Doch nun zur wirtschaftlichen Entwicklung unserer Industriezweige: Für die gesamte Holz- und Möbelindustrie stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2006 um insgesamt 5,6 Prozent. Während die Holzbranche im gleichen Vorjahreszeitraum noch 16,6 Mrd. Euro Umsatz erzielte, konnten wir von Januar bis Juni 2006 bereits 17,6 Mrd. Euro umsetzen – ein Plus von rund einer Mrd. Euro.

Diese Entwicklung wirkt sich inzwischen stabilisierend auf die Beschäftigungssituation aus. Der Stellenabbau in der deutschen Holz- und Möbelindustrie hat sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres merklich verlangsamt: im Vergleich zum 1. Halbjahr 2005 ist die Zahl der Stellen branchenweit zwar noch um rund 5.000 auf jetzt 193.000 zurückgegangen. Doch im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren noch fast doppelt so viele (9.000) Arbeitsplätze verloren gegangen.

Der Stellenabbau resultiert in erster Linie aus einem anhaltenden Konzentrationsprozess. Aktuell zählt die Branchenstatistik 2.590 Industriebetriebe, das sind 108 weniger als im Juni 2005. Der durchschnittliche Umatz pro Betrieb steigt damit im ersten Halbjahr 2006 um 10 Prozent auf 6,8 Mio. Euro, was zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung unserer mittelständischen Branche beiträgt.

Entwicklung der Möbelindustrie
Die Möbelindustrie lag mit einem Umsatz von 8,8 Mrd. Euro bis Ende Juni um 4,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Dieser Wert ist bereinigt, die in der amtlichen Statistik enthaltenen Fahrzeugsitze wurden mit insgesamt 2,36 Mrd. Euro aus dem Umsatz der Sitzmöbelindustrie herausgerechnet. Sitzmöbel im eigentlichen Sinne - also vor allem Polstermöbel und Stühle - konnten zwischen Januar und Juni 2006 im Wert von 2,2 Mrd. Euro abgesetzt werden und damit um 3,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Bei den anderen Teilsparten der Möbelindustrie zeichnete das 1. Halbjahr 2006 hingegen folgendes positive Bild: wie bereits im Vorjahr entwickelte sich die deutsche Büro- und Ladenmöbelindustrie äußerst dynamisch. Mit einem Umsatzplus von 11,2 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro stellt sie das am schnellsten wachsende Segment der deutschen Möbelindustrie dar. Im Bereich der Küchenmöbelindustrie kommt neben der starken Auslandsnachfrage nun auch die positive Entwicklung bei den Wohnungsfertigstellungen im Inland zum Tragen. Als Folge bewegt sich die Küchenmöbelindustrie mit einem Umsatzzuwachs um 9 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro deutlich über dem Branchendurchschnitt. Auch die Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel - im letzten Jahr noch im negativen Bereich - lagen mit einem Umsatz von 3,1 Mrd. Euro und damit einem Zuwachs um 6,2 Prozent im 1. Halbjahr 2006 über dem Branchendurchschnitt. Die Matratzen legten hingegen nur leicht um 0,5 Prozent auf 440 Mio. Euro zu.

Dynamisches Exportgeschäft
Das Auslandsgeschäft gewinnt – durch die jahrelangen Bemühungen unserer Industrie – immer deutlicher an Fahrt. In den ersten 6 Monaten 2006 stiegen die Ausfuhren deutscher Möbel um 14,1 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt konnte ein Exportvolumen von 2,8 Mrd. Euro erzielt werden und damit 340 Mio. Euro mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die größte Exportdynamik weisen aktuell Küchenmöbel auf, die um 18,8 Prozent zulegen konnten. Hier zeigen die intensiven Exportbemühungen der Hersteller gute Erfolge – die deutsche Qualität wird weltweit hoch geschätzt. Die Exporte der deutschen Sitzmöbelindustrie stiegen ebenfalls deutlich um 17,3 Prozent. Allerdings baut diese Veränderungsrate auf einem unbefriedigenden Vorjahresergebnis auf - verzeichneten doch die Sitzmöbelexporte im ersten Halbjahr 2005 einen Rückgang um 8,1 Prozent.

Ebenfalls gefragt im Ausland sind Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel mit einem Exportzuwachs von 8 Prozent. Dagegen verlieren Matratzen 3,7 Prozent, auch Büromöbel sind nach dem deutlichen Zuwachs im Vorjahr wieder mit 3,2 Prozent im Minus.

Hauptexportländer für die deutsche Möbelindustrie bleiben die Nachbarländer Niederlande, Schweiz, Österreich und Frankreich. Allerdings erhöht sich der Anteil Osteuropas am gesamten Export von Jahr zu Jahr - allein im ersten Halbjahr 2006 stiegen unsere Ausfuhren in diese Region um 41 Prozent. Auch die Ausfuhren in den Nahen Osten erhöhten sich überdurchschnittlich um fast 35 Prozent.

Die zunehmenden Auslandserfolge lassen die Exportquote auf mittlerweile 31,3 Prozent steigen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Exportquote damit mehr als verdoppelt, denn 1995 lag sie noch bei 14,3 Prozent.

Inlandsnachfrage führt zu mehr Importen
Nicht nur die Exporte, sondern auch die deutschen Möbelimporte wuchsen im ersten Halbjahr 2006 an – und zwar um 12,3 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro. Hier spiegelt sich eine in 2006 wieder deutlich ansteigende Inlandsdynamik, die in erster Linie im unteren Preissegment zu beobachten ist. Dies verdeutlicht auch der Blick auf die Herkunftsregionen unserer Importmöbel: Nach wie vor stammt der mit fast 48 Prozent größte Teil der Möbeleinfuhren aus Osteuropa. Polen ist nach wie vor das wichtigste Herkunftsland von Möbelimporten mit einem Zuwachs von 17 Prozent im ersten Halbjahr 2006. Auf Platz 3 der Importstatistik liegt China mit dem stärksten Zuwachs von 23 Prozent. Noch auf Platz 2 des Einfuhr-Rankings befindet sich Italien, das jedoch rund ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebüßt hat. Auch anhand dieser Entwicklung zeigt sich die Schwäche des deutschen Marktes beim mittleren bzw. gehobenen Preissegment.

Das Außenhandelsdefizit erhöhte sich im ersten Halbjahr 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder – und zwar um 6,5 Prozent auf 810 Mio. Euro. Auch dies ist ein Zeichen für die anziehende Möbelkonjunktur in Deutschland in den Preiseinstiegsklassen.

Entwicklung im Holzgewerbe
Zurück in das Inland. Die Konjunkturentwicklung im Holzgewerbe, also bei den Herstellern von Säge-, Platten- und Holzprodukten im baunahen Bereich, beschleunigte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Nach einem leichten Anstieg um 0,8 Prozent im Gesamtjahr 2005 erhöhte sich der Umsatz in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um weitere 7,3 Prozent. Der Halbjahresumsatz lag mit 8,2 Mrd. Euro rund 560 Mio. Euro über dem Vorjahresumsatz.

Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem die Sägewerke, die ihren Umsatz dank steigender Nachfrage aus dem Bausektor, der Holzwerkstoffindustrie und dem Ausland um 12,3 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro steigern konnten. Der Umsatz der Holzverpackungsindustrie stieg im ersten Halbjahr 2006 ebenfalls deutlich um 9,2 Prozent auf 480 Mio. Euro. Deutschland ist nach wie vor Exportweltmeister und braucht zum Versand seiner Produkte auch die deutsche Holz-Verpackungsindustrie. Die rund 550 Betriebe dieser Branche mit ihren rund 12.000 Beschäftigten verbrauchen pro Jahr knapp 5 Mio. m3 Holz und sehen sich aktuell starken Preisanhebungen bei diesem Rohstoff gegenüber. Seit dem 1. Quartal 2005 explodierten die Preise für Verpackungsholz um 21 Prozent. Aufgrund vorhandener Angebotsengpässe im Markt ist weiterhin mit einer angespannten Situation zu rechnen. Trotz erwarteter deutlich steigender Umsätze für das Gesamtjahr 2006 ist mit einem starken Druck auf die Ertragslage zu rechnen, wenn es nicht gelingt, die Preiserhöhungen an den Markt weiterzugeben.

Entwicklung im baunahen Bereich
Der baunahe Bereich der Holzindustrie - darunter vor allem der Holzfertigbau - konnte ebenfalls einen überdurchschnittlichen Umsatzanstieg um 7,5 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro realisieren. Diesem Segment spielen die im ersten Halbjahr deutlich ansteigenden Baugenehmigungszahlen – insbesondere für Ein- und Zweifamilienhäuser in die Hände. Während die Gesamtzahl der Genehmigungen zwischen Januar und Mai um 27,4 Prozent zulegten, konnte der Fertigbau sich sogar um 34,1 Prozent steigern. Die zunehmende Nachfrage ist hier in erster Linie auf die starke Position der Branche bei Energiesparhäusern sowie auf Vorzieheffekte im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung 2007 zurückzuführen. Die deutsche Holzfertighausindustrie rechnet deshalb für das Gesamtjahr 2006 mit einer Umsatzsteigerung um 7,8 Prozent.

Das Produktionsvolumen der deutschen Parkettindustrie stieg im ersten Halbjahr 2006 um 9,3Prozent, wofür insbesondere das stärkste Segment Mehrschichtparkett (Klick-Parkett) mit einem Produktionsplus von 10 Prozent verantwortlich war. Deutlich zulegen konnten auch Landhausdielen (+51Prozent), wobei Mosaikparkett leicht (-1,1Prozent) rückläufig war.

Die Holzwerkstoffhersteller steigerten ihren Umsatz um 3,8 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro. Sowohl die inländische Nachfrage aus der Möbelindustrie als auch die wachsenden Exporte sind für dieses Plus verantwortlich. Leicht negativ verlief das erste Halbjahr 2006 für die zwei kleinsten Segmente innerhalb des Holzgewerbes - die Holzveredelung (z.B. Särge) und Herstellung von Kork-, Flecht- und Korbwaren, die einen Umsatzrückgang um 1,5 Prozent auf 370 Mio. Euro bzw. um 3,2 Prozent auf 25 Mio. Euro verzeichneten.

Prognose für das Gesamtjahr 2006 der Holz- und Möbelindustrie angehoben
Vom ersten Halbjahr zum Ausblick auf das gesamte Jahr 2006 und unserer Prognose für Möbel und Holz: Zu Beginn des Jahres 2006 sind wir von einem Wachstum der Möbelindustrie um insgesamt 2 Prozent ausgegangen. Angesichts der Entwicklung des ersten Halbjahres heben wir diese Prognose insgesamt auf 3,5 Prozent an, wobei auf die unterschiedlichen Entwicklungen im Inland und Ausland hinzuweisen ist: Zwischen Januar und Juni 2006 stagnierte der Inlandsmarkt bei nominal plus 0,5 Prozent, während der Export – mit leicht abnehmender Tendenz – um 14,1 Prozent zulegte. Diese Entwicklung für das Gesamtjahr fortgeschrieben bedeutet ein nach wie vor labiles Inlandsgeschäft bei gutem, aber nachlassendem Exportgeschäft. Die aktuell zu beobachtenden Konjunktureintrübungen in USA werden Spuren auch im europäischen Markt hinterlassen und das Auslandsgeschäft im zweiten Halbjahr bremsen. Sofern wir für 2006 insgesamt ein Exportplus von 10 Prozent erreichen können, ist ein Gesamtanstieg des Herstellerumsatzes mit Möbeln um 3,5 Prozent realisierbar. Die übrige Holzbranche wird aufgrund der nach wie vor hoch eingeschätzten Nachfrage nach Säge- und Holzwerkstoffprodukten und einer leicht abnehmenden Dynamik im baunahen Bereich im Gesamtjahr 2006 eine Umsatzsteigerung von rund 5 Prozent generieren können.

Wirtschaftspolitik fehlt klare Richtung
Abschließend noch ein kurzer Blick auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für unsere Branchen: Während die wirtschaftliche Stimmung auch nach der Fußball-WM anhielt, hat sich die Einschätzung in Bezug auf die Politik und die Möglichkeiten einer Großen Koalition, notwendige Reformen in Angriff zu nehmen deutlich eingetrübt. Aber der Wähler hat so entschieden und was haben wir eigentlich erwartet? Die Politik ist zwar in Bewegung, doch in Wahrheit schunkelt sie – dieses Bild sei im Rheinland erlaubt - eigentlich nur hin und her, ohne wirklich voran zu kommen. Ein bisschen mehr Absetzungsmöglichkeiten im Rahmen der degressiven AfA bis Ende 2007, zwei Punkte weniger Arbeitslosenversicherungsbeitrag und erhöhte private Abzugsmöglichkeit von Handwerkerrechnungen – wir schunkeln der Wirtschaft entgegen. Antidiskriminierungsgesetz, Mindestlöhne, höhere Mehrwertsteuer, Renten- und Krankenversicherung – wir schunkeln wieder zurück. Es fehlt die notwendige Neuausrichtung, es fehlt der Mut zu grundlegenden Reformen. Wo ist der Strukturwechsel in den Sozialversicherungssystemen, wo eine echte Steuerreform mit umfangreicher Steuervereinfachung?

Ein solches klares Signal könnte die Rückgabe des Überschusses der Bundesagentur für Arbeit an die Beitragszahler sein, statt über alternative Verwendungsmöglichkeiten zu streiten. Unter Abzug des Einmaleffektes durch den veränderten Zahlungstermin verbleibt ein Überschuss von rund 7 Mrd. Euro, was einem weiteren Beitragspunkt entspricht. Für die Arbeitgeber der Holz- und Möbelindustrie würde dies eine finanzielle Entlastung von 26 Mio. Euro bedeuten – dem Äquivalent von immerhin 1.100 Vollzeitstellen.

WOHNTRENDS 2006/2007
„WENIGER MIEF, MEHR DESIGN !“
Globalisierung, eine alternde Gesellschaft, das Bedürfnis nach Eigenständigkeit und Individualität, sprich die Veränderungen in unserer Gesellschaft, brechen traditionelle Lebensformen zunehmend auf. So auch beim Wohnen. Wohnen war gestern, heute ist unser Zuhause der Ort, in dem wir uns selbst verwirklichen wollen. „Homing“ nennen das die Trendforscher und meinen damit auch den Rückzug in die eigenen vier Wände, wo es gemütlich ist und man sich wohlfühlt. Um das Wohnen ist daher in den vergangenen Jahren ein neuer Markt entstanden, der sich weiter entwickeln wird. Den Menschen sind beispielsweise Wohnaccessoires wichtiger geworden, denn mit ihnen lassen sich schnell neue Wohnakzente setzen. Was einmal unser „trautes Heim“ war, wird in Zukunft ein Ort der individuellen Anforderungen und Bedürfnisse. Dieses neue Zuhause wird bewusst gestaltet. Dazu braucht man eine Menge neuer Produkte, Ideen und Dienstleistungen. Der weltweite Bedarf und das Bedürfnis nach Möbeln als Lösungen für Einrichtungsvisionen werden in den kommenden Jahren enorm wachsen. Für unsere Branche eine wichtige Entwicklung ist die „Demokratisierung von Design“. Design steht nicht mehr nur einer elitären und solventen Klasse zur Verfügung, Design ist ein allseitiges Thema und Interessensgebiet geworden. Darin liegt eine gute Chance für das Kulturgut Möbel. Geschmack lässt sich nämlich durch Vorbilder prägen. Es gibt derzeit eine Gunst des Augenblicks, den Mief, die Wucht und Überfüllung, ja die kleinliche Bürgerlichkeit durch echte Alternativen aus den deutschen Wohnzimmern zu vertreiben. Das Gefühl der Gemütlichkeit entsteht dann, wenn die Ausstattung unserer eigenen vier Wände unser Gemüt befriedigt. Hier lassen wir die Seele baumeln, fühlen uns geborgen. Hier wird Möbeldesign auch zur Therapie. Es wird immer öfter nach gutem, individuellem Design bei Möbeln gefragt. Die etlichen TV Sendungen zur Wohnberatung, zur Auswahl guter Möbel zeigen obendrein den wachsenden Stellenwert der „eigenen, modernen vier Wände“.

Die Ansprüche an die neuen Möbel sind heute eng mit dem flexiblen Leben der Menschen verbunden. Brauchte man früher die Einbauküche für ein halbes Leben, sind es heute modulare Schrankelemente, die sich neuen Gegebenheiten schnell anpassen können. Wollte man früher eine solide Schrankwand die dreißig Jahre nicht von der Stelle bewegt wird, sind es heute leichte Wohnwände, die den Flachbildschirm elegant integrieren. Zunehmend werden Möbel mit der Option zum leichten Ab- wie Aufbau und Transport nachgefragt. Übrigens nicht nur für den Transport zu einer anderen Wohnung, sondern auch innerhalb der Wohnung, denn hier wird immer öfter verändert, umgestaltet, neu dekoriert.

Möbel stellen Lösungen dar, sollen nicht nur Produkte zum Sitzen, liegen oder Aufbewahren sein. Möbel erfüllen heute meist einen Mehrzweck, haben eine doppelte oder dreifache Funktion. Der Schuhschrank hat auf der Rückseite einen Spiegel, der Fernsehsessel hat eine Massagefunktion, das Sofa ist zum Sitzen und für Gäste als Bett dienlich. Moderne Möbel müssen Komfort und Schönheit bieten und auf der anderen Seite Funktionalität und Effektivität, erst dann entsteht die neue Gemütlichkeit. Die Möbel- und Wohnstile werden sich global entwickeln. Zur kulturellen und regionalen Identität wird eine traditionelle Formensprache aber auch in Zukunft wichtig bleiben. Hieraus entsteht Weltdesign: Es zeigt die Vielfalt der Kulturen, die ihrem Stil treu bleiben, der in Möbeln auf der ganzen Welt Käufer finden wird.

Neue Tendenzen beim Wohnen 2006/2007:
- Multimediamöbel für das Entertainment zu Hause
- Leichte Wohnwände in Modulkörpern
- Sideboards in der Breite veränderbar
- Multifunktionssofas mit hoher Bequemlichkeit
- Sitzkissen in allen Varianten
- Lange Sitzbänke aus Massivholz
- Bezugsstoffe mit floralen Mustern
- Der Klassiker „Black & White“ bei Küchenfronten
- Tiefschlaffördernde Matratzen für die Energietankstelle Schlafzimmer
- Gewebte Bezugsstoffe
- Kontrastreiche Farbenwahl

Quelle und Kontaktadresse:
Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige e.V. (HDH) Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer Flutgraben 2, 53604 Bad Honnef Telefon: (02224) 9377-0, Telefax: (02224) 9377-77

(tr)

NEWS TEILEN: