Pressemitteilung | Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V. - Berufsverband Deutscher Arbeitsmediziner - (VDBW)

Müntefering betont wirksamen Arbeitsschutz vor Rente mit 67

(Karlsruhe) - Arbeits- und Sozialminister Franz Müntefering erläuterte in der Sitzung des Deutschen Bundestages am 9. Februar die Pläne der Bundesregierung zur Rente mit 67. Dabei betonte er auch die Bedeutung von Arbeitsschutz und Weiterbildung als flankierende Maßnahmen. Der VDBW begrüßt diese Präzisierung im Grundsatz, hält die Fokussierung dieses Ansatzes auf ältere Arbeitnehmer aber für zu kurz gegriffen.

Im aktuellen Streit um die „Rente mit 67“ hat Minister Franz Müntefering am 9. Februar im Deutschen Bundestag die Pläne der Regierung weiter präzisiert. Dabei betonte er, dass dies flankiert werden muss durch Arbeitsschutz und Weiterbildung für ältere Arbeitnehmer.
Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) sieht in dieser Äußerung eine positive Entwicklung in der Haltung der Bundesregierung. Die deutschen Betriebsärzte kennen den Gesundheitszustand der Beschäftigten in den verschiedenen Branchen sehr genau und wissen, dass eine grob geschnitzte Einteilung der Rentner in Dachdecker und Bauarbeiter einerseits und Verwaltungsangestellte und Versicherungskaufleute andererseits den tatsächlichen Belastungen am Arbeitsplatz und den individuellen gesundheitlichen Lebensläufen keineswegs gerecht wird. „Ein Rentenalter von 67 Jahren ist in Betrieben mit gut funktionierender Arbeitsmedizin sicher weitgehend möglich.“ sagt Dr. Mathias Dietrich, Präsidiumsmitglied des VDBW und praktizierender Betriebsarzt in einem mittelständischen Unternehmen. „Es setzt aber langfristige Gesundheitsförderung und Gesundheitsberatung am Arbeitsplatz voraus. Auch die Arbeitsbedingungen selbst sind noch längst nicht überall so, wie sie die arbeitsmedizinische Wissenschaft als gesundheitsverträglich erkannt hat.“ Die von Müntefering angesprochene Weiterbildung ist ein weiterer wichtiger gesund erhaltender Faktor, insbesondere in Hinblick auf die rasant zunehmenden psychischen Belastungen am Arbeitsplatz und deren gesundheitliche Auswirkungen. Der

Berufsverband hält die phasenweise Angleichung der Arbeitsaufgaben an die Leistungsfähigkeit für die bessere Alternative als der von Ministerpräsident Oettinger geforderte Lohnverzicht. Zu kurz gegriffen ist nach Auffassung der Arbeitsmediziner allerdings die Beschränkung Münteferings auf ältere Arbeitnehmer als Zielgruppe. Langjährige betriebsärztliche Erfahrung zeigt, dass wirksame Verbesserungen des Gesundheitszustandes im Alter einen sehr langen Vorlauf brauchen. Kurzfristige Aktionen in den letzten 5 Jahren vor Rente können kaum mehr etwas bewirken. Deshalb müssen betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen bereits in jungen Jahren beginnen, wenn Beschäftigte im höheren Alter den Belastungen ihrer Arbeit noch uneingeschränkt standhalten sollen. Dort, wo in den Betrieben bereits vor 20 Jahren solche Programme systematisch eingeführt wurden, sieht man heute nur sehr wenige gesundheitliche Einschränkungen bei Älteren.

Der Verband weist auf das Transferprojekt zum Demografischen Wandel „Werkzeuge für eine demografieorientierte Personalpolitik“ hin. Dort wird festgestellt, dass die Risiken einer sinkenden Leistungsfähigkeit im Alterungsprozess stark davon beeinflusst werden, welche Alters- und Personengruppen vorher in betriebliche Strategien zur Erhaltung und Weiterentwicklung ihrer Arbeitsfähigkeit eingebunden waren und welche ausgegrenzt waren. Darunter fallen sowohl Maßnahmen zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit (Weiterbildung, Personalentwicklung, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung) als auch Maßnahmen zur Erhaltung der Leistungsbereitschaft (Führungsstil, soziales Klima, abwechslungsreiche und anregende Tätigkeit).

Der VDBW regt einen intensiven Dialog zwischen Betriebsärzten und Sozialpolitik an, um die großen Möglichkeiten der Arbeitsmedizin bei der Gesunderhaltung der Beschäftigten auch zur Unterstützung des kommenden Rentenzieles zu nutzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V. - Berufsverband Deutscher Arbeitsmediziner - Herr Protzer, Geschäftsführer Friedrich-Eberle-Str. 4 a, 76227 Karlsruhe Telefon: (0721) 933818-0, Telefax: (0721) 933818-8

(tr)

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