Neuer Bundesverband der Verbraucherorganisationen beschlossen
(Bonn) - Die deutschen Verbraucherorganisationen wollen sich zu einem neuen Bundesverband zusammenschließen. Einen entsprechenden Beschluss der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) gab der Präsident der Organisation, Professor Heiko Steffens, anlässlich der Jahrespressekonferenz der AgV am Mittwoch in Berlin bekannt. Der neue Bundesverband soll die Verbraucherarbeit in Deutschland optimieren. "Durch den Zusammenschluss wollen wir unsere Kräfte bündeln, um den wachsenden Herausforderungen auch in Zukunft eine schlagkräftige Vertretung von Verbraucherinteressen entgegensetzen zu können", erläuterte Steffens die Ziele der Reform.
In dem neuen Verband werden die folgenden drei Bundesorganisationen aufgehen:
- Die bislang in Bonn ansässige AgV, die die Interessen deutscher Verbraucher gegenüber der Politik auf Bundesebene sowie international vertritt und die Arbeit von 37 Mitgliedsorganisationen, darunter die 16 Verbraucher-Zentralen der Bundesländer, koordiniert,
- der Verbraucherschutzverein, Berlin, der die bundesweite Verbandsklagebefugnis der Verbraucherorganisationen wahrnimmt und
- die Stiftung Verbraucherinstitut, Berlin, die sich hauptsächlich um die Fortbildung der Verbraucherberater sowie um die Bildungsarbeit im Verbraucherbereich kümmert.
Die Arbeit auf Bundes- und Landesebene soll innerhalb des neuen Verbandes enger als bislang durch Netzwerk basierte Kommunikation verzahnt werden. Ein detailliertes Konzept für die Zielsetzungen, Aufgaben und Arbeitsweise des Verbandes haben die beteiligten Bundesorganisationen gemeinsam mit den 16 regionalen Verbraucher-Zentralen und den übrigen 21 AgV-Mitgliedsverbänden im vergangenen Jahr erarbeitet. Das rund 130 Seiten umfassende Konzept mit dem Titel "Strukturreform der Verbraucherarbeit in Deutschland" liegt seit einigen Wochen dem Bundeswirtschaftsministerium vor, das als Zuwendungsgeber für die Finanzierung der Verbraucherarbeit auf Bundesebene verantwortlich ist.
"Jetzt kommt es darauf an, dass wir von der Politik die notwendige finanzielle Unterstützung für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Reformkonzeptes erhalten", betonte AgV-Präsident Steffens. Das Konzept sieht für den neuen Verband einen Finanzbedarf von 15 Millionen DM pro Jahr vor. Bislang erhalten die drei Bundesorganisationen zusammen rund 12 Millionen DM pro Jahr an Zuwendungen aus dem Bundeswirtschaftsministerium. "Das höhere Finanzvolumen ist notwendig, damit die deutsche Verbraucherarbeit nach den radikalen Einschnitten der Vergangenheit wieder auf ein solides Fundament gestellt wird und der neue Bundesverband das gesamte Spektrum an wichtigen Verbraucherthemen abdecken kann", bekräftigt Steffens.
Der Zeitplan für die Umsetzung sieht vor, dass der neue Bundesverband am 1. November gegründet wird. Mitte 2001 soll dann die Fusion der drei bisherigen Organisationen mit dem neuen Verband erfolgen. "Für die rund 70 bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von AgV, VI und VSV sichern wir den Bestandsschutz. Es wird keine Kündigungen aufgrund der Strukturreform geben", versicherte Steffens. Für die Mitarbeiter der AgV, die nicht mit nach Berlin kommen können oder wollen, werden sozialverträgliche Lösungen gesucht.
Zu den Aufgaben des neuen Bundesverbandes zählen alle Aktivitäten auf den Gebieten der Verbraucherpolitik und Interessenvertretung auf Bundes- und EU-Ebene, der bundesweite kollektive rechtliche Verbraucherschutz und die fachliche Qualifizierung aller Mitarbeiter im Bundesverband und den Verbraucher-Zentralen. Die Verbraucherberatung, -Information und landesspezifische Interessenvertretung wird von den Verbraucher-Zentralen wahrgenommen. Ein wichtiger Teil der Strukturreform ist die Zentralisierung von Serviceleistungen für die Mitgliedsorganisationen des Verbandes, insbesondere im Hinblick auf Verbraucherinformationen. Dazu gehören zum Beispiel die zentrale Produktion und der Vertrieb von Ratgebern für Konsumenten, ein zentraler Faxabruf mit aktuellen Verbraucherinformationen und ein gemeinsamer Internetauftritt aller Mitglieder des neuen Verbandes.
"Mit der Gründung des neuen Bundesverbandes wollen wir ein Aufbruchsignal setzen, um den Reformprozess rasch voranzubringen, gleichzeitig aber auch einen ruhigen Aufbau der neuen Organisation abseits des operativen Geschäfts zu ermöglichen. Wir sind überzeugt, dass nach Abschluss dieses Reformprozesses Mitte 2001 ein schlagkräftiger Verbraucherverband stehen wird, der die Interessen der Konsumenten im Zeitalter wirtschaftlicher Globalisierung und Liberalisierung wirkungsvoll vertreten kann," sagte AgV-Präsident Steffens.
Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV), Heilsbachstr. 20, 53123 Bonn