Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Preiseinbußen dürfen nicht auf Milchviehhalter abgewälzt werden

(Berlin) - Die aktuellen Kontraktabschlüsse mit deutlichen Preiseinbußen für Produkte der so genannten Weißen Linie sind Folge einer Marktentwicklung, die bereits seit über 18 Monaten feststellbar ist. Die Entwicklung der Notierungen auf dem globalen Milchmarkt lässt schon länger auf ein über der Nachfrage liegendes Angebot an Rohmilch schließen.

Zwar war zum Auslaufen der Quotenregelung noch einmal eine kurze Erholungsphase der internationalen Notierungen zu verzeichnen, da unter anderem die Milchviehhalter in einigen EU-Ländern aufgrund der zu erwartenden Superabgabe ihre Anlieferung deutlich zurückgefahren haben, doch war diese Entspannung nur von kurzer Dauer. Seit Wochen gehen die Notierungen des Global Dairy Trade Tender und damit auch die nationalen Notierungen für Milchpulver, Butter und Käse wieder kontinuierlich zurück.

"Ausgerechnet diejenigen Branchenvertreter geben sich von den Preissenkungen überrascht geben, die so konsequent für eine absolute Liberalisierung des Milchmarkts und gegen jede politische Rahmensetzung plädiert haben. Sie waren es, die eine schier unbegrenzte Aufnahmefähigkeit des Marktes für jeden Liter Milch suggeriert haben und damit die Produktion weiter angeheizt haben. Es nützt wenig, wenn die Produktion aktuell zwar unter Vorjahresniveau, aber trotzdem über der aktuellen Nachfrage liegt. Es ist schlicht als scheinheilig zu bezeichnen, wenn die gleichen Verbände jetzt kritisieren, dass die Preissenkungen mit Blick auf die Forderungen des Handels nach höheren Tierschutzstandards unverständlich seien. Dass sich Marktpreise ausschließlich aufgrund von Angebot und Nachfrage bilden und gesellschaftliche Wünsche nach mehr Tier- oder Umweltschutz bei der Preisbildung in einem vollständig freien Markt so gut wie keine Rolle spielen, dürfte diesen Vertretern durchaus bekannt sein", kritisiert BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. "Viel zu schwach ist auch die Aussage, dass für Preissenkungen aktuell kein Spielraum ist. Schon jetzt ist das Preisniveau von unter 30 Cent/kg Milch viel zu niedrig, so dass vielmehr dringend eine Anhebung des Milchpreisniveaus gefordert werden muss, will man nicht noch tiefer in eine Krise schlittern."

Sollten die im Raum stehenden Kontraktabschlüsse wirklich Realität werden, dürfte ein weiterer Rückgang des Milchpreisniveaus unvermeidlich eintreten.
Die Milchviehhalter erwarten in dieser Situation, dass die Molkereiwirtschaft die im Raum stehenden Kontraktabschlüsse so nicht realisiert bzw. deren Folgen nicht auf die Milchviehhalter abwälzt, sondern das Marktrisiko der schlechten Abschlüsse konsequent selber trägt.

Von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erwarten die Milchviehhalter, dass er alle Branchenvertreter an einen Tisch bringt, um Lösungsansätze zu diskutieren, wie die untragbare Situation, dass die Milchviehhalter bisher das Marktrisiko alleine tragen, aufgelöst werden kann.
Alle politischen Entscheidungsträger sind gefordert, den Beschlüssen der deutschen Agrarministerkonferenz und der EU-Ebene, ein Frühwarnsystem für den Milchmarkt installieren zu wollen, umgehend Taten folgen zu lassen.
Das EU-Sicherheitsnetz ist zu einem wirkungsvollen Milchmarkt-Krisenmanagement-System auszubauen. Der BDM e. V. hat hierzu einen Konzeptvorschlag erarbeitet, der als Grundlage für ein effizientes Sicherheitsnetz dienen kann.

"Die aktuelle Entwicklung bei den Kontraktabschlüssen zeigt außerdem sehr deutlich die Notwendigkeit, dass für jeden Liter Milch, der den Milchviehbetrieb verlässt, neben der Menge und Qualität vorab verbindlich ein Preis vereinbart sein muss", so Romuald Schaber weiter. "Nur so kann die bequeme Marktsituation der Molkereiwirtschaft, insbesondere der genossenschaftlich organisierten Konzerne, zurückgehende Markterlöse vollständig auf die Milchviehhalter abzuwälzen, beendet werden. Dazu bedarf es einer politischen Vorgabe, für die das EU-Milchpaket bereits die Grundlagen geschaffen hat."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) Pressestelle Gutenbergstr. 7-9, 85354 Freising Telefon: (08161) 5384730, Fax: (08161) 53847350

(sy)

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