Pressemitteilung | VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz

Tier- und Artenschutzorganisationen fordern die Bundesregierung auf, den Wildtierhandel im neuen Tierschutzgesetz endlich zu regulieren

(Hamburg) - Kaum Regelungen für Tierbörsen

Neben Online-Plattformen gehören Tierbörsen zu den Hauptvertriebswegen für exotische Heimtiere. Dennoch gibt es in Deutschland aktuell kaum geeignete Regelungen dafür. Zwar gibt es Leitlinien zur Ausrichtung von Tierbörsen unter Tierschutzgesichtspunkten, doch diese sind nicht rechtsverbindlich, weisen zahlreiche Lücken auf und stammen zudem aus dem Jahr 2006 und sind somit stark veraltet. So kommt es, dass nicht nur hochgiftige, wildgefangene und unter Folgen von Qualzucht leidende Tiere, sondern auch geschützte und bedrohte Arten auf der Terraristika in winzigen Boxen über die Theke gehen. "Das macht Tierbörsen zu Zentren für gravierende Tier- und Artenschutzprobleme, die endlich reguliert werden müssen. Die aktuelle Überarbeitung des Tierschutzgesetzes ist die Gelegenheit dafür", sagt Katharina Lameter von Pro Wildlife.

Geschützt, gefragt, gekauft: Artenschutzprobleme auf Tierbörsen

Bei weitem nicht alle auf Tierbörsen ausgestellten Tiere stammen aus Nachzuchten. Viele Arten werden noch immer aus der Natur gefangen, um sie dann als Haustiere in Deutschland zu verkaufen. "Gerade seltene oder im Herkunftsland geschützte Arten sind besonders beliebt und erzielen die höchsten Preise, was ganze Bestände bedrohen kann", sagt Robert Kless vom IFAW.

Zusätzlich sind Börsen wie die Terraristika aufgrund der Vielzahl an angebotenen Tieren und Tierarten aktuell nicht kontrollierbar. Vorratshaltung in Fahrzeugen und unter den Tischen sowie eine falsche oder nicht vorhandene Beschriftung der Tiere - was gegen die Leitlinien für Tierbörsen verstößt - erschwert die Kontrollen zusätzlich. "Viele Geschäfte werden bereits vorab über das Internet abgewickelt: Die Interessenten suchen sich Klapperschlange & Co. im Internet aus, die Übergabe erfolgt dann auf dem Messegelände. Diese Verkäufe entziehen sich jeglicher Kontrolle", erklärt Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland.
Wildtiere im Abverkauf

Auf der Terraristika werden exotische Tiere wie Waren angeboten: "Echsen, Spinnen, Schlangen und viele andere Lebewesen werden zu tausenden in winzigen Plastikboxen den Menschenmassen präsentiert.
Rückzugsmöglichkeiten gibt es für die sensiblen Tiere meist nicht", sagt Jana Hoger von PETA. "Stattdessen werden sie aus den Boxen genommen und zu Präsentationszwecken herumgereicht. Das bedeutet für die scheuen Wildtiere großen Stress."

Und auch im Wohnzimmer angekommen, hört das Tierleid nicht auf. Durch Schnäppchenpreise befeuerte Spontankäufe enden oft in Überforderung der nicht sachkundigen Halter:innen und führen zur Abgabe oder dem Aussetzen der Tiere. "Die Tierheime sind an ihrem Limit", erklärt Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund. "Und wenn die Tiere ausgesetzt werden, endet das zu dieser Jahreszeit für Reptilien häufig mit dem Tod, da sie nicht an die Temperaturen in Deutschland angepasst sind."

Umfassende Regelungen für Tierbörsen unverzichtbar
Die Tier- und Artenschutzprobleme auf Tierbörsen müssen durch das neue Tierschutzgesetz dringend beendet werden. "Wir fordern eine rechtsverbindliche Tierbörsenverordnung, die regelt, welche Arten unter welchen Bedingungen von wem angeboten werden dürfen", so Katharina Lameter von Pro Wildlife. Für einen vollumfänglichen Schutz fordern die genannten Tierschutzorganisationen zudem eine Positivliste für Heimtiere, die regelt, welche Tiere sich überhaupt dazu eignen, von Privatpersonen gehalten zu werden, sowie einen Sachkundenachweis.

Quelle und Kontaktadresse:
VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz Susanne von Pölnitz, Pressesprecherin Lübecker Str. 128, 22087 Hamburg Telefon: (040) 399249-0, Fax: (040) 399249-99

(jg)

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