Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK)

Trotz steigender Arbeitslosigkeit Fachkräftemangel

(Siegen) – Fachkräftemangel auf der einen, wieder ansteigende Arbeitslosenzahlen auf der anderen Seite; diesen scheinbaren Gegensatz, der auch auf dem heimischen Arbeitsmarkt erkennbar ist, diskutierten unter Vorsitz von Präsident Dipl.-Ing. Manfred Dango die Mitglieder der Vollversammlung der IHK Siegen bei ihrer Wintersitzung.

Klaus Fenster, der Leiter der Berufsberatung des Arbeitsamtes Siegen, war Gast der Unternehmer und erläuterte, mit welchen Instrumenten das neue Job-AQTIV-Gesetz und das von Innenminister Schily geplante Zuwanderungsgesetz zur Aufhebung dieses Widerspruches beitragen könnten. Zum Thema selbst bemerkte Fenster, daß sich bei näherem Hinsehen zeige, daß Fachkräftemangel und steigende Arbeitslosenzahlen in engem Zusammenhang stünden. Sie stellten zwei Seiten ein und der selben Medaille dar. Das Ansteigen der Arbeitslosenzahlen sei zwar konjunkturell bedingt. Betroffen hiervon seien jedoch überwiegend Arbeitslose mit unzureichenden Qualifikationsprofilen. Dies gelte auch ganz deutlich für die wieder zunehmende Jugendarbeitslosigkeit. Oft verhindere eine mangelhafte Schulbildung den Übergang in das betriebliche Ausbildungssystem und damit in den Arbeitsmarkt überhaupt. Die kürzlich von der OECD vorgelegte Pisa-Studie zur Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme unterstreiche, daß hier in Deutschland Defizite bestünden. Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Schüler miserabel ab. 20 Prozent der getesteten 10.000 Schüler im Alter von 15 Jahren erreichen im Lesen nur die niedrigste Leistungsstufe. Diese Schüler hätten bei Einstellungstests für eine Ausbildung im dualen System keine Chance. Daß auf der anderen Seite in der Region, ebenso wie bundesweit, eine große Nachfrage der Wirtschaft nach ausgebildeten Fachkräften und ausbildungsfähigen Jugendlichen bestehe, bestätigten die Mitglieder der Vollversammlung.

Auch wenn an einigen Regelungen des Job-AQTIV-Gesetzes heftige Kritik geübt wurde, so geht nach Auffassung der Wirtschaft die Doppelstrategie des „Fördern und Fordern“ doch prinzipiell in die richtige Richtung, um das vorhandene Arbeitskräftepotential zu mobilisieren. Da, wo es allerdings absehbar Schwierigkeiten geben wird, Fachkräfte aus dem heimischen Arbeitsmarktreservoir zu aktivieren, greift der arbeitsmarktorientierte Teil des geplanten Zuwanderungsgesetzes ein. Das inländische Arbeitskräftepotential soll demnach dort durch ausländische Arbeitnehmer ergänzt werden, wo es aus Sicht des Arbeitsmarktes erforderlich ist. Der regionale Fachkräftebedarf wird in diesem Verfahren über das heimische Arbeitsamt der Bundesanstalt für Arbeit gemeldet und dort berücksichtigt. Dieser Ansatz des Zuwanderungsgesetzes wird von den Unternehmern mitgetragen. Sie begrüßen, daß die arbeitsmarktorientierte Zuwanderung durch das wirtschaftliche Interesse der Bundesrepublik bestimmt wird. Kritik äußerten sie allerdings an der im Gesetz vorgesehenen starken Bürokratisierung des Verfahrens und daran, daß diese Regelungen erst ab dem Jahr 2010 greifen sollen. Die Deckung des Facharbeitermangels duldet nach Auffassung der Unternehmer keinen derart langen Aufschub. Denn nicht nur IT-Kräfte sind inzwischen Mangelware, sondern auch qualifizierte Fachkräfte für den gewerblichen Bereich.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) Koblenzer Str. 121 57072 Siegen Telefon: 0271/3302317 Telefax: 0271/330244384

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