Pressemitteilung | Genoverband e.V. - Verwaltungssitz Neu-Isenburg

Turbulenzen an den Finanzmärkten lassen Volksbanken und Raiffeisenbanken kalt / Aktuelle Umfrage: Keine Konsequenzen für Kreditvergabe / Unmut über Bankenaufsicht – kaum eigener Abschreibungsbedarf

(Neu-Isenburg) - Die Volksbanken und Raiffeisenbanken nehmen in Folge der Turbulenzen auf den Finanzmärkten keinerlei Einschränkungen bei der eigenen Kreditvergabe vor. Dies ergab eine Umfrage des Genossenschaftsverbands Frankfurt bei seinen Mitgliedsinstituten. Die Liquiditätsknappheit auf dem Geldmarkt geht damit praktisch spurlos an den Kreditgenossenschaften vorbei. Demgegenüber offenbarte die Befragung erheblichen Unmut über die „fehlende Aufsicht bei großen Instituten“ sowie hohe Zustimmungsraten für „eine schärfere Überwachung neuer Geschäftsfelder wie der ABS-Märkte und von Finanzmarktakteuren wie Hedgefonds“.

„Die Umfrage bestätigt unsere Erwartung, dass die Liquiditätsverknappung auf dem Geldmarkt aufgrund unserer Refinanzierungsstrukturen über die Kundeneinlagen keine Konsequenzen für die Volksbanken und Raiffeisenbanken hat. Der genossenschaftliche Sektor erweist sich damit als stabilisierende Säule für den Bankenmarkt und als Schutzschild gegen eine realwirtschaftliche Kreditklemme“, kommentiert Verbandspräsident Walter Weinkauf die Ergebnisse. „Gleichzeitig bringt die Befragung die Verärgerung darüber zum Ausdruck, dass scheinbar jede kleine Kreditgenossenschaft auf dem Land schärfer kontrolliert wird als mancher größerer Marktteilnehmer, der mit völlig überzogenen Renditeerwartungen operiert.“ Umso ärgerlicher sei es dann, wenn man – wie im Fall der IKB – über die Sicherungseinrichtung des BVR für das abenteuerliche Geschäftsgebaren solcher Akteure in Mithaftung genommen werde. Der Genossenschaftsverband setze sich nachdrücklich für eine stärker an den tatsächlichen Risiken orientierte, ausgewogene Bankenaufsicht ein. „Die von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück forcierte schärfere Kontrolle von Hedgefonds hat z. B. unsere volle Unterstützung. Gleichzeitig ist die Überwachung von mittel-ständischen Banken auf ein sinnvolles, dem Geschäftsmodell angemessenes Ausmaß zu reduzieren“, fordert Weinkauf.

Dank der konservativen Risikostrategie der Volksbanken und Raiffeisenbanken belaufe sich der aufgrund der aktuellen Finanzmarktentwicklung eingetretene Abschreibungsbedarf bei eigenen Wertpapieranlagen auf lediglich 0,04 Prozent der aggregierten Bilanzsumme von 91 Milliarden Euro - das entspreche in absoluten Zahlen 37 Millionen Euro. Aus der normalen Zinsentwicklung werde dagegen aktuell mit einem Abschreibungsbedarf von 0,11 Prozent gerechnet. Die Relation für das Volumen der ABS-Papiere ohne aktuelle Kursstellung liegt laut Umfrage nur bei 0,26 Prozent der Bilanzsumme. Darauf seien keine nennenswerten Abschreibungen zu erwarten. Rund ein Drittel der Banken stellt Veränderungen des Kundenverhaltens bei Wertpapieranlagen fest.

Ergebnisse im Einzelnen:

- Auf die Fragen, „Wirkt sich die aktuelle Entwicklung auf den Finanzmärkten auf Ihre Kreditvergabe aus?“, „Haben Sie Ihre Kreditvergaberichtlinien verändert?“ und „Hat sich durch die aktuelle Entwicklung auf den Finanzmärkten Ihre Refinanzierungs-/Liquiditätsituation verändert?“ antworteten jeweils mehr als 99 Prozent der Banken mit nein.

- Die Frage „Haben Sie Veränderungen des Kundenverhaltens aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf den Finanzmärkten festgestellt?“ verneinten 72 Prozent der Institute. Immerhin 28 Prozent der Institute sehen Veränderungen für den Bereich der Wertpapieranlagen, z.B. die stärkere Gewichtung festverzinslicher Wertpapiere einwandfreier Emittenten und Fondsrückgaben. Bei der Kreditnachfrage beobachten die Genossenschaftsbanken dagegen bisher keinerlei Veränderungen.

- Die Frage „Bringt die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten ein Ungleichgewicht zwischen Überregulierung bei kleinen Banken und fehlender Aufsicht bei großen Instituten zum Ausdruck?“ bejahten 89 Prozent der Volksbanken und Raiffeisenbanken.

- Bei Rückschlüssen für die Bankenaufsicht (Mehrfachnennungen möglich) sprachen sich 67 Prozent für die stärkere Marktüberwachung neuer Geschäftsfelder, z.B. ABS-Märkte aus. Die Beaufsichtigung weiterer Finanzmarktakteure, z.B. Hedgefonds, forderten 80 Prozent.

Quelle und Kontaktadresse:
Genossenschaftsverband Frankfurt e.V. Pressestelle Wilhelm-Haas-Platz 2, 63263 Neu-Isenburg Telefon: (069) 6978-0, Telefax: (069) 6978-111

(el)

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