Verbraucherzentrale Bundesverband mahnt Centrale Marketing-Gesellschaft der Agrarwirtschaft (CMA) ab / Krankheitsbezogene Werbung für Fleisch ist unseriös und gesetzwidrig
(Berlin) - Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) geht juristisch wegen unseriöser Werbeanzeigen für Fleisch gegen die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) vor. In großseitigen Beilagen unterschiedlicher Tageszeitungen wirbt die CMA derzeit mit Werbeaussagen für Fleisch, die sich auf die Linderung oder Verhütung von Krankheiten beziehen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass man nur durch ein Mehr an Fleisch gesünder leben kann, so Thomas Isenberg, Leiter des Fachbereichs Gesundheit und Ernährung im vzbv. Tatsache ist aber, dass nicht zu wenig, sondern zu viel Fleisch gegessen wird dies ist nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus Tierschutz- und Umweltgründen fatal.
Werbung mit Krankheitsbezug ist für Lebensmittel gemäß Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG) verboten. Um diese unlautere Werbung zu unterbinden, hat der vzbv der CMA eine Abmahnung zugestellt und die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung gefordert.
Diese Art der Werbung zeigt, dass die Reform des Agrarmarketings und des Absatzfondsgesetzes in der letzten Legislaturperiode auf halber Wegstrecke liegen geblieben ist, so Thomas Isenberg. Statt lediglich Fleischprodukte plakativ oder unseriös anzupreisen, sollte die Bundesregierung sicherstellen, dass das jährlich rund 70 Mio umfassende Budget des Absatzfonds der deutschen Agrarwirtschaft für wahrhaftige und differenzierte Verbraucherinformation ausgegeben wird, so Isenberg weiter. Verbraucherschutz, Tier- und Umweltschutzaspekte sollten einen eindeutigen Vorrang vor reiner Produkt- und Imagewerbung erhalten.
So sollten Verbraucher darauf hingewiesen werden, dass bei einer ausgewogenen Ernährung gemäß der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Mengen von 300 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche reichen. Hingegen lag der tatsächliche durchschnittliche Verbrauch eines Bundesbürgers laut ZMP (Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft) im Jahr 2001 bei etwa 170 Gramm dies jedoch pro Tag.
Auch sollten Verbraucher umfassender über die mit der Fleischproduktion verbundenen Probleme des Tier- und Umweltschutzes informiert werden. Aspekte des Tierschutzes und möglichst artgerechter Haltungsformen müssen klar und deutlich kommuniziert werden, damit Verbraucher auch beim Konsum von Agrarprodukten bewusste Entscheidungen treffen und Verantwortung für die Art und Weise der Fleischproduktion übernehmen können.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert die Bundesregierung auf, das im letzten Jahr novellierte Absatzfondsgesetz nachzubessern. Um die Verbraucherinteressen zu stärken, fordert der vzbv zudem einen Sitz im Verwaltungsrat der CMA. Des weiteren sollten die konkreten Werbemaßnahmen der Absatzfondsgeschäftsführung jeweils einer Verbraucherverträglichkeitsprüfung unterzogen werden.
Beispiele der abgemahnten Werbeaussagen finden Sie nachfolgend:
In der Werbe-Sonderveröffentlichung Unser Lebensmittel Fleisch Gesund, schlank, fit der CMA heißt es u. a:
- Selen schützt die Zellen und scheint das Tumorwachstum zu unterdrücken ... Hauptlieferanten für Selen sind Schweine- und Rindfleisch.
- Wie Studien gezeigt haben, hemmt Zink das Wachstum von Krebszellen in der Prostata ... Zink das vor allem in Fleisch vorkommt ist also nicht nur für Diabetiker besonders wichtig.
- "Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass die so genannte konjugierte Linolsäure (CLA) vor Arteriosklerose (Gefäßverkalkungen) schützt und Krebs hemmt ... Konjugierte Linolsäure findet sich vor allem in fetthaltigen Lebensmitteln von Wiederkäuern, also in Vollmilch, Milchprodukten und Fleisch.
- Das Fleischfett von Wiederkäuern (z. B. Rind- oder Ziegenfleisch) enthält auch noch die konjugierte Linolsäure (abgekürzt: CLA), die gegen Krebs und Arteriosklerose schützt und das Muskel- und Knochenwachstum fördert.
... Sie wollen schlank sein und verzichten leider häufig auf Fleisch, ... Bei einer Diät kommt es aber schnell zu einer Unterversorgung mit Eisen. Die Folge: Die Mädchen sind nicht mehr leistungsfähig und häufig krank. Es kann sogar so weit gehen, dass sie nicht mehr altersgemäß wachsen und die geistige Entwicklung leidet. Das Gleiche kann übrigens auch für Kinder gelten, die vegetarisch oder vegan ernährt werden. Fleisch ist in jedem Alter wichtig.
Sie (die Antioxidanzien) verhindern, dass freie Radikale die Körperzellen schädigen. Zu den Antioxidanzien gehören die Vitamine A, C und E. Reichlich Vitamin A ist zum Beispiel in Leber enthalten.
Und Leber ist die beste Quelle für das herzschützende B-Vitamin Folsäure.
Fleisch ist eine gute Quelle für einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, darunter die Omega-3-Fettsäuren, die vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen können.
Rheumatiker sollten kein Fleisch essen? Falsch! ... Nur wenige Rheuma-Patienten können mit einer fleischarmen Kost ihre Schmerzen lindern. Vielen hilft vielmehr eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.
Bei denjenigen, die täglich Fleisch aßen, war hingegen das Risiko von Magenkrebs am geringsten.
Zu einer gesunden Mischung d. h. zu einer Kost, die Krebs verhüten soll - gehören nicht ausschließlich Obst und Gemüse, sondern auch Fleisch.
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