VFA widerspricht Krankenkassen
(Berlin) - "In Deutschland droht schon heute wegen der Budgetierung die Gefahr, dass Patienten nicht mehr 365 Tage im Jahr damit rechnen können, mit den ihnen zustehenden wirksamsten Medikamenten versorgt zu werden. Die erneuten Sparvorschläge des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen würden diese Situation weiter verschärfen", mit dieser Befürchtung reagierte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), auf die gestrigen Äußerungen des BKK-Bundesverbandes.
Yzer verwies darauf, dass das Arzneimittelbudget es Ärzten immer schwerer mache, Medikamente zu verschreiben, die dem aktuellen Stand der medizinischen Erkenntnis entsprechen. Recherchen des VFA über die medizinische Unterversorgung in Deutschland hätten unter anderem ergeben, dass von den Alzheimer-Erkrankten, die für die Behandlung mit innovativen Medikamenten geeignet sind, 88 Prozent keine entsprechenden Präparate erhalten. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden 87 Prozent aller therapiegeeigneten Patienten mit koronarer Herzkrankheit gar nicht oder nicht ausreichend mit präventiven Lipidsenkern behandelt. Rund 65 Prozent aller an schweren Depressionen Erkrankten gelten als unterversorgt.
Die VFA-Hauptgeschäftsführerin widersprach dem BKK-Bundesverband, der Einsparpotenziale bei der Arzneimittel-Versorgung ausgemacht haben will: "Per Saldo ist das Gegenteil der Fall." Die Versorgungsdefizite seien groß, die Einsparpotenziale hingegen mager. So sei der Marktanteil von Generika weiter gestiegen. Er liegt nunmehr bei etwa 70 Prozent des generikafähigen Marktes. Yzer: "Damit sind wir schon heute Generika-Weltmeister." 1999 hätten die Ärzte in Deutschland weniger Rezepte ausgestellt und preisgünstiger verordnet als 1998, dieser Trend setze sich fort.
Die Verordnung von Arzneimitteln gegen geringfügige Befindlichkeitsstörungen und von sogenannten umstrittenen Arzneimitteln sei ebenfalls deutlich zurückgegangen. Allein dadurch konnten die Gesetzlichen Krankenversicherungen nach Angaben des Arzneiverordnungsreports 1999 in den Jahren 1995 bis 1998 Einsparungen in Höhe von 4,2 Milliarden Mark erzielen. "Wer - wie die Krankenkassen - hier und heute noch von Wirtschaftlichkeitsreserven spricht, täuscht die Versicherten", unterstrich Yzer.
Eine weitere Verschlechterung der Arzneimittelversorgung führe nicht zuletzt zu steigenden Krankenhauskosten und zu vermehrter Arbeitsunfähigkeit, machte Yzer auf Erkenntnisse mehrerer Untersuchungen aufmerksam: "Statt mit Medikamenten behandelt zu werden, müssen Patienten stationäre Aufenthalte hinnehmen. Dies bedeutet nicht nur eine erhebliche Minderung ihrer Lebensqualität, sondern führt darüber hinaus zu höheren Gesamtausgaben für die Gesetzlichen Krankenversicherungen."
"Das Instrument Arzneimittelbudget hat über Jahre hinweg seine gesundheitspolitische, finanzielle und verwaltungstechnische Untauglichkeit unter Beweis gestellt. Nichts lässt darauf schließen, dass diese Form des Budgets in der Zukunft eine effiziente Arzneimittelversorgung sichert, die den berechtigten Bedürfnissen der Patienten gerecht wird", erklärte die VFA-Hauptgeschäftsführerin abschließend.
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