Pressemitteilung | Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK)

Wirtschaftlich alles bestens - bis auf die Milch

(Berlin) - Auf der Basis der ersten Buchführungsergebnisse legen die Landwirtschaftskammern ihre Auswertung über die ökonomische Entwicklung der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe für das abgeschlossene Wirtschaftsjahr 2012/2013 vor. Vor allem der Ackerbau konnte deutlich zulegen. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr kamen gute Erträge und hohe Preise zusammen. Die Veredlungsbetriebe stabilisierten sich weiter. Die Erlöse für Ferkel und Mastschweine konnten die hohen Futtermittelpreise überkompensieren. Nur die Futterbaubetriebe konnten - wegen vielschichtiger Ursachen - das gute Vorjahresniveau nicht halten.

Ernte 2012 gab Anlass zur Freude
Die Durchschnittserträge im Getreidebau stiegen in einer Spanne von rund 5 Prozent bis zu 23 Prozent an und rangierten im Vergleich der Regionen zwischen rund 53 und 84 dt/ha.
Beim Winterraps wuchsen Mehrerträge gegenüber dem Vorjahr zwischen 5 und 39 Prozent heran. Gängige, regionale Durchschnittserträge bewegten sich zwischen 34 und 42 dt/ha.
Die Zuckerrüben konnten das Rekordergebnis des Vorjahres nicht erreichen. Rückgänge von etwa 2 bis 7 Prozent auf immer noch sehr gute Naturalerträge sind festzustellen. Diese liegen in Größenordungen von 648 bis 742 dt/ha.
In der Tendenz fiel auch die Kartoffelernte besser als im Vergleichszeitraum aus. Nach Südwesten hin fallen diese Zuwächse größer aus, während in Schleswig-Holstein die Kartoffelerträge (überwiegend Frühkartoffeln) sogar um 8 Prozent zurückgingen. Damit ergibt sich eine vergleichsweise weite Spanne von 276 dt/ha im äußersten Norden und 494 dt/ha im (Süd-)Westen.
Deutliche Probleme gab es im Futterbau. Das nasse Frühjahr führte dazu, dass etliche Flächen nicht befahren werden konnten. Zusätzlich stellten sich Probleme bei der Konservierung ein. Beide Erscheinungen in Kombination führten zu qualitativen und quantitativen Einbrüchen beim ersten Schnitt.

Überraschend gute Preise für Marktfrüchte
In den USA, in Teilen Asiens und in Osteuropa gab es eine Dürre, die dort zu gravierenden Mindererträgen führte. So konnten aus Mitteleuropa aufgrund guter Erträge große Mengen exportiert werden, was die heimischen Preise hochtrieb.
Für Getreide wurden um die 22 Euro/dt erlöst. Dies entspricht prozentualen Steigerungen um 15 bis 18 Prozent.
Raps wurde zu Preisen zwischen 44 und 49 Euro/dt vermarktet und brachte monetäre Zuwächse von 3 bis 12 Prozent ein. Auch für Zuckerrüben ergaben sich herausragende Preise zwischen 4,60 und 5,30 Euro/dt (netto). Damit konnte die "magische 5-€-Grenze" geknackt werden. Dies entspricht Zuwächsen zwischen 7 und 16 Prozent.
Kartoffeln - als freie Ware - legten gegenüber dem Vorjahr abermals zu und brachten zwischen 11 und 21 Euro/dt ein. Daraus ergibt sich ein Preissprung von knapp 9 bis hin zu fast
56 Prozent.

Milchpreis konnte nicht gehalten werden
Seit einigen Jahren zeichnet sich der Milchmarkt durch gestiegene Volatilität aus: Höchstpreise im Wirtschaftsjahr 2007/08 mit freiem Fall bis auf 20 Cent/kg Standardauszahlungspreis und Anstieg im Jahr 2011. Im hier ausgewerteten Wirtschaftsjahr 2012/13 wurde die Erholung des Milchpreises vom Vorjahr mit einem Erlösrückgang gestoppt. Ausgezahlt wurden - je nach Region - um die 33 bzw. 34 Cent/kg (netto). In Prozent bedeutet dies ein Rückgang von 0,6 bis 2 Prozent. Lediglich im Saarland ergab sich ein geringer Zuwachs im Milchpreis von knapp einem Prozent.

Rindfleisch in sicherem Fahrwasser
Bei einem schwächelnden Angebot an Rindfleisch setzte sich der Vorjahrestrend zu steigenden Erlösen weiter fort. Für Mastrinder wurden zwischen fast 6 bis 11 Prozent mehr gezahlt. Damit herrschten Stückpreise von gut 1.100 Euro bis zu gut 1.400 Euro am Markt vor. In diesem Fahrwasser befanden sich die Schlachtkuhpreise seit dem Herbst 2010 im Aufwind und bewegten sich im Wirtschaftsjahr 2012/13 in einem stabilem bis erfreulichen Bereich. Eine abgemolkene Altkuh brachte um die 750 Euro je Stück. Die Preise für Nutzkälber und für Zuchtfärsen waren auf hohem Niveau.

Schweinemarkt hat sich erholt
Bereits seit zwei Jahren stiegen die Erlöse für Schweinefleisch wieder. Im zurückliegenden Wirtschaftsjahr kam die Konsolidierung des Marktes auch bei den Ferkelerzeugern an. Diese positive Entwicklung ging auch im Wirtschaftsjahr 2012/13 unverändert weiter.
Mittlerweile werden Preise von 157 bis 159 Euro (netto) je Mastschwein gezahlt. Damit sind die Preise für Schweinefleisch um knapp 10 Prozent weiter angestiegen und haben damit einen erfreulichen Zustand erreicht. Ferkel wurden netto für 50 bis 61 Euro je Tier verkauft. Das ergibt anteilige Preiszuwächse von 4 bis 7 Prozent. Hinzuweisen ist darauf, dass weniger Ferkel im Angebot standen, weil etliche Sauenhalter wegen höherer Haltungsstandards ausgestiegen sind.

Futtermittel und Viehzukäufe als Kostentreiber
Bis auf Düngemittel legten die Betriebsmittelpreise überwiegend in moderaten Umfang zu. Wegen der hohen Preise für Marktfrüchte kaufte der Handel Rohstoffe teurer ein und gab den Mehraufwand entsprechend weiter. Speziell für Futtermittel stiegen die Kosten um wenigstens 10 Prozent, höchstens jedoch um 20 Prozent.
Vor dem Hintergrund steigender Viehpreise zog auch der Aufwand für die Position "Tierzukäufe" deutlich an. Mehrkosten sind mit 3 Prozent bis 5 Prozent zu vermelden, was deutlich über dem Inflationsniveau liegt.
Trotz geringer Zinsen am Kapitalmarkt nahm der Zinsaufwand zu. Auch dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine beachtliche Investitionsbereitschaft. Allerdings rührt diese Anlagebereitschaft nicht aus dem Ackerbau her, der 2012/13 hinreichend liquide war. Vielmehr gibt es ein spürbares Größenwachstum bei den Milchviehbetrieben, die eher weniger erfreulich dastanden.

Pacht drückte auf die Wirtschaftlichkeit
Seit einigen Jahren steigen Pachten vielerorts überproportional. Bislang hatten die vergleichsweise günstigen Pachten für Altverträge den Durchschnitt nach unten zogen. Im Wirtschaftsjahr 2012/13 überwogen Neuabschlüsse. Erstmals weist die Buchführung steigende Pachtpreise aus. Dies trifft vor allem für die Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu.
Die sehr unterschiedliche Finanzlage in den Betrieben hatte in den letzten Jahren teilweise zu Sparmaßnahmen geführt. Je nach Liquiditätslage konnten teilweise zurückgestellte Unterhaltungsaufwendungen nachgeholt werden. Während die Unterhaltung im Saarland (-2 Prozent) und in Schleswig-Holstein (-6 Prozent) zurückging stieg sie in Niedersachsen um 12 Prozent an. Die verbleibenden Bundesländer mit einer Landwirtschaftskammer liegen mit Zuwachsraten von fast 3 bis 5 Prozent dazwischen. Abschreibungen haben in der Tendenz geringfügig zugenommen.

Beihilfen sanken
Die sonstigen betrieblichen Erträge bilden einen wichtigen Anteil des Betriebsertrages. Den größten Anteil stellten unverändert die Beihilfen und Prämien sowie sonstige Zulagen und Zuschüsse dar. Diese Zuflüsse nahmen in einer Größenordnung zwischen 3 bis 8 Prozent ab. Teilweise geht dies zurück auf die so genannten Abschmelzungen, teilweise auf das Auslaufen von Agrarumweltmaßnahmen. Auffallender ist aber, dass der Anteil der Zulagen und Zuschüsse am Betriebsergebnis durchschnittlich nur noch ein Drittel beträgt. Sein Anteil am Betriebsergebnis ist damit so gering wie nie zuvor. Die überwiegend erfreulichen Entwicklungen an den Agrarmärkten führten zu gestiegenen Einnahmen aus der Produktion und damit zu einer anteiligen Reduktion der Zulagen und Zuschüsse.

Starkes Plus im Ackerbau
Wie bereits im Januar 2013 prognostiziert, konnten die Ackerbaubetriebe ein sehr erfreuliches Plus im Unternehmensergebnis für sich verbuchen. Sehr gute Erträge und hohe Marktpreise führten zu bislang nie realisierten Erlösen. Bei erträglichen Kostensteigerungen wuchsen die Unternehmensergebnisse in einer Spanne von 28 bis 49 Prozent an. Aufgrund einer mäßigen Vorjahressituation in Schleswig-Holstein fällt der Zuwachs in Höhe von 165 Prozent dort noch einmal wesentlich beachtlicher aus. Der klassische bäuerliche Familienbetrieb mit 80 ha Flächenausstattung erwirtschaftete damit gut 80.000 EUR. Insgesamt konnten die Kosten der Faktoren Arbeit, Kapital und Boden voll befriedigt werden. Im Durchschnitt aller Betriebe und aller Regionen blieb darüber hinaus sogar noch ein Unternehmergewinn übrig. Betriebe mit einer Spezialisierung auf Hackfrüchte haben nochmals etwas vorteilhafter als Betriebe mit auf Getreide und Raps abgeschlossen.

Mit einem blauen Auge davongekommen
Seit Jahren ist man an stetig wachsende Milchmengen gewöhnt. Regionsübergreifend nahm die Milchleistung im Wirtschaftsjahr 2012/13 aber wieder ab. Durch die Wetterkapriolen im Frühjahr 2013 kam es zu qualitativ und quantitativ mangelhaftem Futter. Bei insgesamt hohen Preisen für Handelsfutter war es für viele Betriebe unwirtschaftlich, mit teurem Kraftfutter auszugleichen. In Verbindung mit den nachgebenden Milchpreisen trat der in der Prognose vorhergesagte Rückgang der Unternehmensergebnisse ein. Nicht allein die guten Erlöse für Altkühe verhinderten einen Absturz. Teilweise hat auch die Bullenmast, die auch zum Futterbau gehört, den Durchschnitt des Futterbaus etwas gestützt. Letztlich ergab sich für die erfolgreichen Betriebe in etwa eine Nullrunde. Für die weniger erfolgreichen Betriebe ging es spürbar nach unten. Alles in allem sanken die Unternehmensergebnisse der Futterbaubetriebe um 6 bis 16 Prozent. Zwischen den Regionen pendelten die Gewinne zwischen 50.000 und 63.000 EUR. Die aus betriebswirtschaftlicher Sicht notwendigen 60.000 EUR für die Lebenshaltung, für Abschreibungen, Rücklagen etc. werden überwiegend nicht erreicht. Erst ab etwa 100 Kühen konnten Betriebe ausreichend Eigenkapital bilden. Nur in Niedersachsen erzielten die Milchbetriebe die erforderliche Faktorvergütung. Die anderen hier ausgewerteten Länder erreichen Größenordnungen zwischen 85 und 93 Prozent.

Schweine: trotz steigender Futterkosten Faktorentlohnung überwiegend erreicht
Trotz gestiegener Ausgaben für Futtermittel von rund 15 Prozent überwogen die Effekte ebenfalls gestiegener Preise für Schweinefleisch und Ferkel. Für den Durchschnitt aller spezialisierten Veredlungsbetriebe wurde demgemäß eine Gewinnerhöhung errechnet, so dass sich auch hier die Prognose vom Januar 2013 erfüllte. Die Unternehmensergebnisse erreichten regionsspezifische Spannen zwischen 61.000 und 70.000 EUR. Dies entspricht Zuwachsraten zwischen 8 und 38 Prozent. Schaut man allerdings auf die Faktorvergütung - also auf die Nettorentabilität - ist festzustellen, dass im Wirtschaftsjahr 2012/13 lediglich in den Veredlungshochburgen mehr als nur zu Vollkosten gewirtschaftet wurde. Niedersachsen erreichte 101 und NRW 111 Prozent. In den verbleibenden Ländern mit einer Landwirtschaftskammer herrscht eine Nettorentabilität von 88 Prozent vor. Mäster schnitten in der Tendenz etwas besser ab als Ferkelerzeuger.

Weinbau knackte die 70.000-er Marke
Trotz gefallener Erlöse für Fasswein (-10,8 Prozent) kann der Weinbau auf ein erfolgreiches Wirtschaftsjahr zurückblicken. Eine erneut gestiegene Menge an Weinmost (+8,4 Prozent zu 2011/12) sorgte für Unternehmensergebnisse im Weinbau, die um gut 5 Prozent über denen des Wirtschaftsjahres 2011/12 lagen. In Verbindung mit unveränderten Preisen für Trauben und Maische und leicht gestiegenen Flaschenweinpreisen (+1,9 Prozent) konnten die erneut angezogenen betrieblichen Aufwendungen überkompensiert werden. Die Unternehmensergebnisse der ausgewerteten Weinbaubetriebe stiegen im Wirtschaftsjahr 2012/2013 auf rund 71.500 Euro an. Damit konnten die Weinbau-Betriebe - nahezu punktgenau - ihre Faktorkosten voll befriedigen. Mit diesem Ergebnis befindet sich der Weinbau im 5. hinter einander folgenden wirtschaftlich erfolgreichen Jahr.

Deutliche regionale Unterschiede
Je nach Art der Spezialisierung und je nach dem Grad der Betroffenheit von Preis- und Mengenentwicklungen wirkten die eingangs aufgeführten Faktoren in erheblich unterschiedlichem Ausmaß auf die Gewinnentwicklung und Gewinnhöhe in den jeweiligen Betriebsgruppen ein. Gewinner des Wirtschaftsjahres 2012/13 sind die Ackerbauregionen. Die Grünlandgebiete mit ausgeprägter Milchviehhaltung blieben zurück. Die Veredlungshochburgen liegen mit den dort vorkommenden Unternehmensergebnissen dazwischen. Dabei ist die Schere zwischen den Betriebsausrichtungen so weit gespreizt, wie selten zuvor.
In einer Betrachtung nach Ländern fällt auf, dass die Betriebe im Saarland 2012/13 nicht mithalten konnten. Dort waren die Einbrüche aus der Futtermisere im Bereich der Milchproduktion besonders einschneidend. Zudem fehlt die Schweinehaltung als weiter stabilisierender Faktor. Führt man alle Betriebsausrichtungen zusammen, liegen die Unternehmensergebnisse - mit Ausnahme Saarland - zwischen 64.000 Euro und fast 75.000 Euro.

Ausblick
Das neue Wirtschaftsjahr 2013/14 läuft bereits seit einiger Zeit. Aktuell fallen die Preise für Marktfrüchte wieder, so dass die Futtermittel günstiger werden und die Milchpreise steigen. Die markanten Unterschiede zwischen den Betriebsausrichtungen werden sich wieder abbauen. Einzelheiten wird die Prognose ausweisen, die der VLK im Januar 2014 durchführen wird.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-512, Fax: (030) 31904520

(cl)

NEWS TEILEN: