Pressemitteilung | Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK)

Wirtschaftsjahr 2011/2011 überwiegend erfolgreich / Kammern legen Auswertung über die ökonomische Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe für das abgeschlossene Wirtschaftsjahr 2010/2011 vor

(Berlin) - Auf der Basis der ersten Buchführungsergebnisse wird deutlich: Das zurückliegende Wirtschaftsjahr war für die Mehrheit der Betriebe erfolgreich. Allerdings driften die Unternehmensergebnisse der Produktionssparten wieder zunehmend auseinander. Zufrieden dürfen die Ackerbauspezialisten und die Milchbauern sein. Unbefriedigend stellt sich die Einkommenssituation in der Veredlung dar. Vor allem die Sauenhalter rutschen in immer schwierigere wirtschaftliche Situationen ab.


Schlechtere Ernte als im Vorjahr

In Folge eines sehr trockenen Frühsommers 2010 fiel das Erntejahr 2010 schlechter aus, als das leicht überdurchschnittliche Vorjahr. Bei Getreide wurden Erträge zwischen 60 und 80 dt/ha eingefahren. Bei Raps sanken die Hektarerträge um bis zu 10 Prozent auf ca. 40 dt/ha. Bei Zuckerrüben wurden mit etwa 600 dt/ha bis zu 14 Prozent weniger geerntet. Regional verzeichneten Kartoffeln eine etwas bessere Ernte (bis +15 Prozent). Im wichtigsten Kartoffelland, in Niedersachsen, gaben die Erträge um 3,4 Prozent nach. Insgesamt schwankte der Ertrag zwischen 300 bis 470 dt/ha.


Gute Preise für Marktfrüchte

Infolge einer nachgebenden Marktversorgung stiegen die Getreidepreise zwischen 54 bis 71 Prozent an. Wie im Januar prognostiziert, bewegte sich die Zunahme annähernd im erwarteten Rahmen um 40 bis 70 Euro je Tonne, so dass sich Preise ergaben, die regional um die 175 Euro/t- Marke schwankten. Für Weizen wurden etwa 190 Euro/t, für Gerste etwa 160 Euro/t erlöst. Bemerkenswert waren vor allem untypische Preisverläufe im Wirtschaftsjahr selbst. Der Preis sprang entgegen normaler Jahre zur Ernte hoch und stieg auch über Winter weiter an. Betriebe, die ihre Ernte im Vorkontrakt abgesichert hatten, verloren einen großen Teil der zu erzielenden Erlöse. Raps brachte mit 330 und 350 Euro/t etwa 20 Prozent Mehreinnahmen gegenüber dem Vorjahr. Der Export größerer Chargen nach Russland schlug voll auf den hiesigen Kartoffelmarkt durch: Produzenten freier Ware freuten sich über Preissprünge von 40 bis 50 Prozent. Bei Zuckerrüben ergab sich ein moderater Preisrückgang in Höhe von 1,5 Prozent.


Milchpreise erfreulich

Nach dem Milchpreisverfall des Jahres 2009 auf einen historischen Tiefpunkt stieg der Preis kontinuierlich an. Der Milchpreis 2010/11 folgte nicht dem üblichen Saisonverlauf mit Preisabschlägen im Frühjahr. Der prognostizierte Anstieg von 20 Prozent bzw. 5 bis 6 Cent auf 32 bis 33 Cent netto ist eingetroffen. Vorläufig wurde ein durchschnittlicher Auszahlungspreis von 33,5 Cent - bzw. inklusive Umsatzsteuer von 37 Cent brutto - ermittelt.


Rindfleischpreise entwickelten sich positiv

Schlachtrinderimporte der Türkei aus Deutschland ließen die Preise für Mastrinder um 3 bis 10 Prozent anziehen, so dass sich Stückpreise über 1.000 Euro ergaben. Auch die Schlachtkuhpreise sind seit dem Herbst 2010 gestiegen und bewegen sich in einem stabilem bis freundlichem Bereich. Nutzkälber- und für Zuchtfärsenpreise rangieren auf hohem Niveau.


Keine Entwarnung für Schweinesektor

Die Erlöse für Schweinefleisch stiegen um knapp 5 Prozent. Ein Schlachtschwein brachte mit Erlösen zwischen 129 und 134 Euro noch einen leicht besseren Preis als im Vorjahr. Nach oben sticht nur Rheinland-Pfalz mit 149 Euro/Stück ab. Demgegenüber brachen die Ferkelpreise nach ohnehin schon schlechten Vorjahren nochmals um 10 Prozent ein und erreichen einen mittlerweile desolaten Tiefststand. Aktuell ist eine Erholung noch nicht zu erkennen.


Variable Kosten zogen deutlich an

Ähnlich zum Wirtschaftsjahr 07/08 folgten die Betriebsmittelpreise den Produktpreisen. Der Aufwand stieg in fast allen Positionen. An erster Stelle sind die Dünger- (+30 bis 45 Prozent), Futtermittel (+20 bis 6 Prozent)- und Energiekosten (+14 bis 18 Prozent) zu nennen.


Festkosten tendenziell gestiegen

Die sehr unterschiedliche Finanzlage in den Betrieben hatte in den letzten Jahren teilweise zu Sparmaßnahmen geführt. Für die meisten Betriebe ging es 2010/11 wieder bergauf. Zurückgestellte Unterhaltungsaufwendungen wurden nachgeholt. Zudem wurden höhere Abschreibungen ermittelt. Mit 10 bis 20 Euro je ha ziehen die Pachtpreise um etwa 5 Prozent an.


Beihilfen weitgehend unverändert

Die sonstigen betrieblichen Erträge bilden einen wichtigen Anteil des Betriebsertrages. Den größten Anteil stellen unverändert die Beihilfen und Prämien sowie sonstige Zulagen und Zuschüsse dar. Sie blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant. Verursacht durch den steigenden Gewinn nahm der Anteil der Beihilfen und Prämien am Unternehmensergebnis ab um 10 bis 20 Punkte ab.


Ackern machte wieder Spaß

Vor allem die bemerkenswerten Preissteigerungen für Getreide und Raps generierten Mehreinnahmen. Auch die Kartoffelbauspezialisten, die vertraglich nicht gebundene Ware anbauten, konnten sich richtig freuen. Demgegenüber sanken die Einnahmen aus dem Zuckerrübenanbau. Im Durchschnitt haben sich die Unternehmensergebnisse der Ackerbauern - trotz erheblicher Kostenzunahmen - auf einem Niveau zwischen 60.000 bis 75.000 Euro bewegt. Die Nettorentabilität schwankte zwischen 98 und 119 Prozent. Die eingesetzten Faktoren Arbeit, Kapital und Boden wurden voll vergütet; es ergeben sich sogar kleine Unternehmergewinne.


Futterbau im Aufwärtstrend

Nahezu die Vollkosten deckende Milchpreise in Verbindung mit betrieblichem Wachstum, Steigerungen in der Milchleistung und höheren Erlösen aus dem Rinderverkauf brachten den Futterbaubetrieben einen Aufwärtsschub bis auf das Niveau der Ackerbauern ein. Die Unternehmensergebnisse legten um 60 bis 80 Prozent zu und erreichten Größenordnungen von 57.000 bis 75.000 Euro. Auch die Nettorentabilität zwischen 98 und 125 Prozent kann sich sehen lassen. Die Milchspezialisten lagen hier vorne und schlossen demgemäß besser als der Durchschnitt ab. Die Bullenmäster und Mutterkuhhalter blieben trotz Verbesserung dagegen deutlich zurück.


Sauenhalter in Not

Die Unternehmensergebnisse aller Veredlungsbetriebe gaben nochmals um bis zum einem Dritteln nach und erreichten Größenordnungen in Höhe von 26.000 bis 39.000 Euro. Die Nettorentabilität pendelte regional um die 50 Prozent-Marke. Keine Arbeitsentlohnung, Zinsverzicht bzw. Renditeausfall für Eigenkapital sind unausweichlich.

Die Schweinemäster profitierten von abermals gesunkenen Ferkelpreisen, aber auch von gestiegenen Schlachtpreisen. Allerdings schlugen die hohen Getreidepreise auf die Futterkosten durch, so dass sich für die Mäster nur geringe Aufwärtstrends ergaben. Zumindest im Wirtschaftsjahr 2010/11 lassen sich die negativen Effekte des Schweinezyklus nicht mit den Schweinepreisen begründen, sondern mit den Futterkosten.

Spezialisierte Sauenhalter waren wesentlich nachteiliger betroffen als die Schweinemäster. Vor dem Hintergrund der empfindlich hohen Futterkosten wurden die Ferkelerzeuger durch weiter nachgebende Ferkelpreise ins Mark getroffen. Die Sauenhalter liegen demgemäß deutlich unter dem Durchschnitt aller Veredlungsbetriebe. Nach einer Reihe schlechter Jahre macht sich bei ihnen nun Existenzangst breit.


Prognose nicht erfüllt

Im Januar dieses Jahres wurde für den Weinbau ein Rückgang der Unternehmensergebnisse um über 18 Prozent prognostiziert. Dass dies, trotz der geringsten Erntemenge der letzten 25 Jahre, nicht eingetreten ist, liegt hauptsächlich an deutlich gestiegenen Preisen für Trauben (+25 Prozent) und Fasswein (+41 Prozent). Die unerwartet hohen Preissprünge überkompensierten die um 7 Prozent höheren Aufwendungen gegenüber dem Vorjahr. Positiv wirkte sich auch aus, dass im Bereich Flaschenwein (55 Prozent-Anteil an der Vermarktung) noch Mengen aus der höheren Ernte 2009 vermarktet werden konnten. Zusammenfassend stiegen die Unternehmensergebnisse der ausgewerteten Weinbaubetriebe in Rheinland-Pfalz im Wirtschaftsjahr 2010/11 um 19 Prozent auf rund 60.000 Euro. Die Nettorentabilität der spezialisierten Weinbaubetriebe erreichte 85 Prozent und lässt trotz einer Steigerung um 20 Prozent immer noch zu wünschen übrig.


Deutliche regionale Unterschiede

Je nach Art der Spezialisierung und je nach dem Grad der Betroffenheit von Preis- und Mengenentwicklungen wirkten die eingangs aufgeführten Faktoren in erheblich unterschiedlichem Ausmaß auf die Gewinnentwicklung und Gewinnhöhe in den jeweiligen Betriebsgruppen ein. Im Durchschnitt aller Betriebe wurde in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ein Gewinn zwischen 55.000 und 57.000 Euro erzielt. Die Länder Saarland und Schleswig-Holstein schneiden mit Größenordnungen von 64.000 bis 67.000 Euro besser ab. In diesen beiden letztgenannten Ländern hat die Schweinehaltung nur eine ganz untergeordnete Bedeutung.

Der Durchschnitt der zurückliegenden fünf Jahre wurde überall überboten. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen lagen 18 bis 20 Prozent über dem Fünfjahresmittel. Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein überholten das langjährige Mittel mit 37 bis 41 Prozent.


Ein Jahr des qualitativen Wachstums

Von der Schweinehaltung abgesehen konnten die Betriebsleiter im Wirtschaftsjahr 2010/11 ob eines komfortableren Finanzstatus durchatmen. Sicher ist allerdings, dass das nächste Tief kommen wird. In guten Jahren - wie im Auswertungszeitraum - sollten Reserven für schlechte Jahre gebildet werden. Auch bot das Wirtschaftsjahr 2010/11 Möglichkeiten, die niedrigen Zinssätze für eine Umschuldung zu nutzen. So hätte 2010/11 ein Jahr der finanziellen Festigung werden können.

Wie die Zahlen belegen, hat aber der Fremdkapitalanteil zwischen 1 und 5 Prozent zugenommen und die Nettoinvestitionen sind teilweise beachtlich angestiegen. Dies zeigt, dass die Betriebe finanzielle Spielräume vor allem zu Gunsten des betrieblichen Wachstums genutzt haben.


Fazit

Die Achterbahnfahrt der Agrarmärkte setzte sich bei den wichtigsten Produkten wie Getreide, Milch und Fleisch teilweise deutlich fort. Im vorletzten Wirtschaftsjahr 2009/10 schlug das Pendel nach unten aus. Die zunehmende Volatilität der Agrarmärkte hat den Landwirten im nunmehr abgeschlossenen Wirtschaftsjahr 2010/11 tendenziell eher genutzt. Dabei darf aber die Misere der Sauenhalter nicht übersehen werden.


Ausblick

Für das neue Wirtschaftsjahr 2011/12 sind die Vorzeichen ähnlich wie im Vorjahr gelagert. Ertragsrückgänge bei Getreide und Raps, aber gestiegene Preise, bessere Erträge im Kartoffelbau bei allerdings schwachen Preisen und eine Spitzenernte bei Zuckerrüben stellen die Erfolgsweichen im Ackerbau auf Plus. Milch- und Rindfleischpreise scheinen momentan stabil, lediglich in der Veredlung, speziell bei Ferkeln, sind die Preise derzeit nicht ausreichend. Futter-, Energie- und Düngerkosten sind weiterhin sehr hoch.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-512, Telefax: (030) 31904520

(cl)

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