Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

Wissenschaftsstadt Darmstadt mit NABU-Waldmedaille 2023 ausgezeichnet

(Berlin/Darmstadt) - Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist heute für ihren zukunftsweisenden Umgang mit ihrem Stadtwald mit der NABU-Waldmedaille 2023 ausgezeichnet worden. Seit 2021 setzt die Wissenschaftsstadt konsequent darauf, den rund 2000 Hektar großen Stadtwald als gesundes Ökosystem wiederherzustellen und zu erhalten. Der Wald soll so gegen die Auswirkungen der Klimakrise fit gemacht werden und den Stadtbewohnern langfristig den Zugang zu sauberem Wasser, kühler Luft, Lärmschutz und Naherholung sichern.

Damit sich der Wald naturnah entwickeln kann, um stabiler zu werden, möchte die Stadt für lange Zeit nicht in den Wald eingreifen. Dem Wald soll es so kosteneffizient ermöglicht werden, durch mehr Biodiversität sowie mehr lebende und tote Biomasse wieder dichter und feuchter zu werden und sein Kronendach zu schließen. So soll er Stressfaktoren wie Hitze, Wassermangel und Schädlingsbefall besser begegnen können und Darmstadt als Säule der Klimaanpassung dienen.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: "Ob Hochwasserschutz, Trinkwasserreinheit oder Naherholungsort - Kommunen, die sich mit gesunden Wäldern umgeben, generieren enorme Standortvorteile. Mit seinem zukunftsweisenden Konzept wird Darmstadt zum Musterbeispiel für naturnahe Waldentwicklung und zur Blaupause für weitere Städte und Gemeinden. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt zeigt eindrücklich, dass es sich lohnt, die Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger mit unbezahlbaren Ökosystemleistungen sicher zu stellen. So schafft Darmstadt einen Wald, der Mensch und Natur gleichermaßen dient.”

"Das Darmstädter Modell zur Waldbewirtschaftung ist ein gutes Vorbild für andere Kommunen, weil es dem Erhalt des für Natur, Klima und Mensch wichtigen Waldes Vorrang vor der Holznutzung einräumt", so Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Unsere Laubwälder seien als Ökosysteme zu schade, um sie überwiegend zu verbrennen. 70 Prozent des Laubholzes würden in Deutschland verbrannt und das gebundene Kohlendioxid sehr rasch freigesetzt.

Darmstadts Umweltdezernent Michael Kolmer freut sich über die Auszeichnung:
"Die heute erhaltene Auszeichnung ehrt nicht zuletzt den 'Runden Tisch Wald' und belohnt die Arbeit des Gremiums. Sie zeigt, dass es sich lohnt, neue Wege in der Waldbewirtschaftung und in der Stärkung regionaler Ökosysteme zu gehen. Darmstadt ist als Wissenschaftsstadt für seine Innovationskraft bekannt und zeigt dies erneut beim Thema klimarobuster Wald. Ich bin überzeugt von dem eingeschlagenen Weg und sicher, dass dieser Vorbildcharakter hat. Umso mehr begeistert mich deshalb die nationale Auszeichnung durch den NABU, weil sie verdeutlicht, dass wir für den Stadtwald und damit für das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger den richtigen Abzweig an der Weggabelung genommen haben".

Hintergrund: "Darmstädter Modell”

Neben seiner Funktion als Erholungsraum erbringt der stark geschädigte Darmstädter Stadtwald wichtige Schutzfunktionen als Teil der sogenannten Ökosystemleistungen: Schadstoff-, Klima-, Lärm- und Wasserschutz. Das "Darmstädter Modell", das an einem "Runden Tisch” aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft entwickelt wurde, setzt darauf, diese Leistungen durch Schonung gezielt zu stärken und wiederherzustellen. Ein Holzeinschlagsmoratorium, mehr Bodenschutz und das Zulassen natürlicher Prozesse, auch mit holzwirtschaftlich weniger interessanten heimischen Baumarten, sollen wieder zu einem gesünderen und dichteren Wald mit struktureller Vielfalt und abwechslungsreichen Waldbildern führen. So ein Wald bietet auch der Pflanzen- und Tierwelt gute Voraussetzungen und kann mehr flexible Widerstandskräfte in der Klimakrise aufbieten.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Pressestelle Charitéstr. 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 284 984-0, Fax: (030) 284 984 - 20 00

(jg)

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