Zu Rindfleisch - was die Wissenschaft rät
(Bonn) - In der BSE-Informationszentrale Land- und Ernährungswirtschaft, die der Deutsche Bauernverband (DBV)mit weiteren Verbänden unter der Rufnummer 0228/8198-111 eingerichtet hat, melden sich auch zahlreiche verunsicherte Verbraucher. Ihre Fragen richten sich im Wesentlichen auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Rindfleisch und anderen Erzeugnissen vom Rind. Der renommierte Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde in Bonn hat den aktuellen Erkenntnisstand der Wissenschaft zusammengetragen und folgende Aussagen getroffen:
Fleisch (Muskelfleisch) wird weitgehend als sicher bewertet. Bei Versuchen mit Fleisch erkrankter Tiere konnte in keinem Fall eine Infektion erzeugt werden (BgVV-Pressedienst 26/2000 vom 28. November 2000). Das Infektionsrisiko bei Muskelfleisch ist somit als äußerst gering einzuschätzen (DGE aktuell 31/2000 vom 28.11.2000). Es ist darüber hinaus darauf hinzuweisen, dass seit 1. Oktober 2000 die sogenannten Risikomaterialien, in denen sich der Erreger konzentrieren kann (Hirn, Augen, Mandeln, Rückenmark und bestimmte Darmabschnitte), nicht in die Lebensmittelkette gelangen dürfen (Entscheidung 2000/418/EG vom 29.6.2000; s. auch Ausführungen unter Ziffer 6.). Laut BgVV ist das Fleisch von Schweinen, Geflügel und Fischen nach heutigem Wissen in Bezug auf das BSE-Risiko als sicher anzusehen. Schafe können an der BSE-ähnlichen Seuche Scrapie erkranken. Solange wissenschaftliche Fragestellungen hinsichtlich möglicher Zusammenhänge zwischen Scrapie und BSE noch nicht beantwortet sind, besteht bei dem Verzehr von Schafen ein gewisses Restrisiko, das derzeit wissenschaftlich nicht abgeschätzt werden kann (BgVV-Pressedienst 26/2000 vom 28.11.2000). Die in Deutschland in Suppen und Soßen eingesetzten Fleischextrakte stammen aus Südamerika. Für diese Region gibt es keine Hinweise auf BSE. Fleischextrakte sind Nebenprodukte bei der Corned Beef-Herstellung.
Für Wursthüllen aus Rinderdarm ergibt sich ein neuer Sachstand: Nach einer jüngsten Stellungnahme des Wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der EU vom 27./28. November 2000 wird der gesamte Rinderdarm – nicht nur wie bisher der untere Teil des Dünndarms, das Ileum – als Risikomaterial eingestuft. Die Europäische Kommission wird den Katalog der Risikomaterialien, die entfernt und zerstört werden müssen, auf den gesamten Darmtrakt von Rindern aller Altersklassen erweitern, d.h. Änderung der Entscheidung 2000/418/EG vom 29.6.2000, nach der lediglich das Ileum von über 12 Monate alten Rindern als Risikomaterial eingestuft und bei der Gewinnung der Därme zu entfernen ist. Nach Angaben der Hersteller befinden sich ca. 80 % der Würste in Deutschland in Schweine- bzw. Schafsdärmen (Saitlinge).
Es gibt wissenschaftlich übereinstimmend – national wie international – keine Hinweise für eine Übertragbarkeit von BSE durch Milch und Milchprodukte, die daher als sicher eingestuft werden (Pressemitteilung der WHO Nr. 113/2000 vom November 2000; der Europäischen Kommission vom 17.5.1999; des SEAC (Spongiform Encephalopathy Advisory Committee) der britischen Regierung vom Januar 1998; BgVV-Pressedienst 26/2000 vom 28. November 2000; Feststellung der Bundesanstalt für Milchforschung vom 29. November 2000). Nach den Erkenntnissen des Wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der EU vom März 1999 wurden weder in Milch noch in Milchdrüsen BSE-Erreger nachgewiesen.
Speisegelatine für Lebensmittel wird nach Angaben der Hersteller in Deutschland zu 90 % aus Schweinen gewonnen, die restlichen 10 % aus Rinderhäuten, bei denen keine Infektiösität nachgewiesen werden konnte (BgVV-Pressedienst 26/2000 vom 28. November 2000). Nach einer Bewertung der WHO wird Speisegelatine auf Basis vom Rind als sicher angesehen, wenn die Herstellung nach solchen Verfahren durchgeführt wird, die mögliche Erreger inaktivieren (WHO-Pressemitteilung Nr. 113, November 2000; Bericht des Wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der EU vom 26. Januar 2000; Feststellung der Bundesanstalt für Milchforschung vom 29. November 2000). Die in Deutschland angewendeten Methoden entsprechen diesen Vorgaben (BgVV-Pressedienst 26/2000 vom 28. November 2000).
Talg wird nach einer Bewertung der WHO (WHO-Pressemitteilung Nr. 113 vom November 2000) als sicher beurteilt, wenn die Herstellung nach solchen Verfahren durchgeführt wird, die mögliche Erreger inaktivieren.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)
Godesberger Allee 142-148
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