Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 6 / 2018

Abwechslungsreich tagen im Herzen von Deutschland

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Manchmal kommt es eben auf die Lage an: Veranstalter, die ihre Tagung zentral in Deutschland durchführen möchten, finden eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten. Wir stellen vor, was sich in Chemnitz, Leipzig, Münster und Erfurt tut – darunter ein MICE-Blog, ein Kongress ohne Grenzen, sporthistorische Forschung und ein multifunktionales Stadion.

(C) Verbändereport Ausgabe 6, September/Oktober 2018


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Was können Tagungsveranstalter von der Fußball-WM lernen? Dass Teamgeist weiterbringt beispielsweise. Wie sich ein Wirgefühl und damit die Identifikation mit einer Organisation oder Institution stärken lässt, thematisierte der Blog C³EIMZEIT im Juli. In ihren Beiträgen gehen die Mitarbeiter der C3 Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH seit Anfang 2018 auf das Thema MICE – Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions – ein. Ergänzend dazu veröffentlicht der Weblog Expertenbeiträge zur Veranstaltungsorganisation. Ziel ist es, dem Austausch zwischen Veranstaltern, Veranstaltungsprofis, Veranstaltungsstätten und Dienstleistern eine Plattform zu geben.

Darüber hinaus organisiert C³EIMZEIT eine gleichnamige Veranstaltungsreihe. Der Name C³EIMZEIT steht seit etwa zwei Jahren für den Erfahrungsaustausch rund um Veranstaltungsorganisation. Im September 2016 hatte das Team der C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren erstmals zur Vortragsreihe C³EIMZEIT eingeladen. Diese Reihe widmet sich nun jedes Jahr einem anderen Themenschwerpunkt.

Die Mitarbeiter der C³ GmbH gehören selbst zu den Profis in Sachen Veranstaltungsmanagement, sie betreuen die vier Chemnitzer Veranstaltungsstätten Stadthalle, Messe, Stadion und Wasserschloss Klaffenbach. Rund 850 Veranstaltungen mit etwa 500.000 Besuchern finden pro Jahr in diesen Spielstätten statt, rund 35.000 davon sind Teilnehmer von Tagungen, Kongressen und Firmenveranstaltungen.

Stadthalle, Messe und Stadion

In der Stadthalle Chemnitz werden sich am 26. und 27. Oktober 2018 Zahnärzte und ihre Praxisteams zum Sächsischen Fortbildungstag treffen, die Veranstalter rechnen mit rund 1.200 Teilnehmern. Mitte November lädt der Industrieverein Sachsen 1828 e. V. zum Landesindustrieball in die Stadthalle ein. Konferenzen und Tagungen, Gala-Abende, Konzerte und Shows finden regelmäßig in der zentral gelegenen Stadthalle mit der ungewöhnlichen Fassade statt. Die Räumlichkeiten bieten ausreichend Platz für bis zu 4.500 Personen und lassen sich flexibel nutzen. Vom Salon direkt am Tropenhaus über großzügige Foyers bis hin zum kleinen und großen Saal: Mit einer Gesamtausstellungsfläche von 3.000 Quadratmetern eignet sich die Stadthalle auch für Messen mit Begleitausstellungen. Direkt angeschlossen ist das Dorint Kongresshotel Chemnitz mit rund 100 Zimmern und Suiten. So gelangen die Gäste auch bei schlechtem Wetter trocken von der Stadthalle zum Hotel.

Zwei Messehallen, zahlreiche Tagungsräume, rund 11.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und etwa 8.000 Quadratmeter Freigelände: Das sind die Eckdaten der Messe Chemnitz. Herzstück der Messe ist die multifunktionale Halle 1 für bis zu 12.500 Personen. Sie lässt sich an verschiedene Bedürfnisse anpassen: etwa an Konzerte internationaler Stars wie Bryan Adams, an Reitturniere ebenso wie an Landesparteitage. Auf dem Messegelände stehen rund 2.500 Parkplätze zur Verfügung.
Eine besondere Eventlocation ist das im Jahr 2016 neu eröffnete Chemnitzer Stadion. Es dient nicht nur den sportlichen Ansprüchen des Chemnitzer Fußballclubs. Mit insgesamt etwa 1.100 Quadratmetern bietet der Business-Bereich auf zwei Ebenen Platz für Firmenveranstaltungen, Tagungen und Kongresse mit bis zu 700 Personen. Ein Highlight: eine 40 Quadratmeter große Videowall im Innenraum des Stadions für Präsentationen.

Idyllisch am südlichen Stadtrand von Chemnitz gelegen, empfängt das Wasserschloss Klaffenbach seine Besucher. Am Flüsschen Würschnitz inmitten eines Landschaftsparks entfaltet sich der Gesamtkomplex aus historischem Schlossgebäude, 4-Sterne-Hotel, Restaurants, Kunsthandwerk-Ateliers und Golfplatz. Die malerische Lage und die vielseitige Nutzbarkeit des Areals machen das Wasserschloss Klaffenbach zu einer Spielstätte für Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Open-Air-Konzerte und saisonale Märkte. Darüber hinaus bildet das Schloss einen besonderen Rahmen für Tagungen, Seminare und Empfänge.

Leipzig mit neuen Kongressformaten

Leipzig ist die Heimat eines Kongresses, der für besondere Flexibilität bei der Raumnutzung steht: LINC, Leipzig Interventional Course, heißt dieser Weltkongress für Gefäßmedizin. Im Januar 2018 nahmen rund 4.900 Mediziner aus über 70 Ländern am Kongress LINC teil. Er fand in der Leipziger Messe statt, genutzt wurde eine rund 20.000 Quadratmeter große Halle. Das Besondere: Innerhalb dieser Halle grenzten keinerlei Wände das Messegeschehen ein. Stattdessen wiesen transparente und künstlerisch gestaltete Glaselemente, Aufhängungen und ein Farbkonzept den Teilnehmern den Weg. Farbiges Licht und eingefärbte Bodenbereiche sowie ein Akustikkonzept definierten einzelne Bereiche, trennten sie aber nicht starr voneinander ab. Ziel war es, dass Räume im Raum entstanden, die jederzeit einsehbar und zugänglich blieben. So konnten sich die Besucher frei bewegen, miteinander austauschen, auch einmal eine Session im Vorbeigehen miterleben, kurz stehen bleiben – oder sich hinsetzen, wenn sie das gesamte Programm verfolgen wollten. Auch Speaker's Corners für Präsentationen und Diskussionen inmitten des Tagungsgeschehens wurden eingerichtet.

Die LINC-Teilnehmer bekamen zudem während des Kongresses Einblick in mehrere Operationssäle: Operationen in Kliniken an verschiedenen Orten auf der Welt wurden live nach Leipzig übertragen. Das Publikum in der Halle erhielt dafür via Einblendung und App alle relevanten Daten und interagierte mit den Akteuren vor Ort. Split Screens ermöglichten den Zuschauern, sich zeitgleich parallel laufende Sessions anzusehen – in Kinoqualität.

Schon 2013 hatte das German Convention Bureau (GCB) LINC in seiner Zukunftsstudie als Best-Practice-Beispiel für den Kongress von morgen vorgestellt. Mittlerweile findet LINC nicht nur in Leipzig statt; zwischenzeitlich wurden der LINC Asia-Pacific in Hongkong und der LINC Australia in Sydney eingerichtet. 2017 gab es einen LINC in New York.

Science Slam – unterhaltsame Wissenschaft für alle

Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) ist für neue Ideen offen, um Kongresse anders zu gestalten. Den Unterhaltungsaspekt von Wissenschaft – auch für Nichtmediziner – stellte die DGN im September 2017 in der KONGRESSHALLE am Zoo Leipzig in den Fokus mit: „Geistesblitze – der Science Slam über das Gehirn“. Mit einer für die Wissenschaft adaptierten Version des Poetry Slams begrüßte die DGN neben Fachleuten auch Nichtkongressteilnehmer. Komplexe Fakten wurden innerhalb von jeweils zehn Minuten unterhaltsam präsentiert. Den Sieger wählten die mehr als 700 Zuschauer per Applaus. „Das Format dient dazu, die Neurowissenschaft und die neurologische Medizin auch für Laien verständlich und unterhaltsam darzustellen – und bei Nachwuchskräften Begeisterung für die Erforschung dieses faszinierenden Organes zu wecken“, so DGN-Kongresspräsident Prof. Joseph Claßen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig. Die DGN organisierte den Science Slam in Kooperation mit den Jungen Neurologen und dem Science-Slam-Veranstalter LUUPS.
Eine der nächsten Großveranstaltungen in der KONGRESSHALLE wird die „greenmeetings and events“ Konferenz sein, das Nachhaltigkeitstreffen der Veranstaltungsbranche, am 18. und 19. Februar 2019. Thema sind auch dabei die neuesten Trends und Impulse für die Veranstaltungsplanung, hier mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Die Konferenz wird vom GCB und vom Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) organisiert. Auch das Congress Center Leipzig (CCL) wird 2019 wieder zum Austragungsort von großen Kongressen und Tagungen. Im Mai stehen der Deutsche Anästhesiekongress und der Deutsche Anwaltstag an, im September der ver.di Bundeskongress.  

Münster mit Historikertag

Ende September findet der 52. Deutsche Historikertag an verschiedenen Orten in Münster statt. Er steht unter dem Motto „Gespaltene Gesellschaften“, Themen werden die soziale Ungleichheit, religiös motivierte Auseinandersetzungen und neue Formen des Nationalismus sein. Veranstalter sind der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) und der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e. V. (VGD), diesmal in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Zum letzten Historikertag im Jahr 2016 in Hamburg waren rund 3.500 Besucher gekommen, damit galt er als größter geisteswissenschaftlicher Kongress in Europa.

Zum ersten Mal fand Mitte Juli 2018 der Jahreskongress der Internationalen Vereinigung für Sportgeschichte (ISHPES) in Münster statt, ein Weltkongress für sporthistorische Forschung. Der Arbeitsbereich Sportpädagogik und Sportgeschichte des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Münster richtete die internationale Sporttagung in der Akademie Franz Hitze Haus aus. Unter dem Titel „Sport for All – History of a Vision Around the World“ tauschten sich Sportler und Wissenschaftler zum Thema Sportgeschichte miteinander aus. Das Franz Hitze Haus ist ein Tagungszentrum mit 60 Gästezimmern und Restaurant, es liegt im innerstädtischen Naherholungsgebiet am Aasee.  

Die Aula am Aasee ist einer von mehr als 75 Veranstaltungsräumen der Universität Münster – und einer der größten. Zu den Veranstaltungsstätten der Uni gehört neben dem Hörsaalgebäude am Schloss auch das Schloss. Die Aula am Aasee bietet etwa 450 Sitzplätze und eine Bühne, sie wird für Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen genutzt. Die Bühne ist für größere Ensembles geeignet und mit einer professionellen Beleuchtung ausgestattet. Genutzt wird die Aula am Aasee im kulturellen Bereich vor allem für Semesterabschlusskonzerte.

Eine besondere Eventlocation am Aasee ist das Mühlenhof-Freilichtmuseum Münster. Das Museum ist wie ein Dorf aufgebaut, das anhand von rund 30 Fachwerkhäusern auf etwa fünf Hektar zeigt, wie das bäuerliche Leben im Münsterland einst aussah. Dazu wurden die historischen Bauwerke an ihren ursprünglichen Plätzen in der Umgebung ab- und im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Auch Rekonstruktionen finden sich auf dem Areal. Das Mühlenhaus ist das älteste Bauernhaus im Museum, es stammt von 1619. Im Tagungsraum des Freilichtmuseums, im Gräftenhof aus dem Jahr 1720, können 20 bis zu 250 Personen gemeinsam arbeiten; das Restaurant „Dorfkrug“, erbaut im frühen 19. Jahrhundert, versorgt bis zu 70 Personen.
Veranstalter, die eine moderne Location bevorzugen, finden im „A2 am See“ Räume mit Blick aufs Wasser. Der Veranstaltungssaal im Kubusbau ist rund vier Meter hoch und zur Seeseite komplett verglast. Tagungen und Seminare sind in diesem Saal mit bis zu 140 Personen möglich, wird das Bistro eine Etage darunter hinzugenommen, können 250 Personen teilnehmen. Das Angebot ergänzt eine Dachterrasse – etwa zwölf Meter über dem Aasee gelegen.

Sportliche Mitte Deutschlands

Das Steigerwaldstadion in Erfurt, das den Namen eines nah gelegenen Waldes trägt, wurde dank umfassender Sanierungsarbeiten in den Jahren 2015 bis 2017 für fast 42,8 Millionen Euro zur modernen Multifunktionsarena umgebaut. Heute ist das zweitgrößte Stadion in Thüringen mit 18.599 Plätzen nicht nur Heimspielstätte des FC Rot-Weiß Erfurt und Austragungsort vieler Leichtathletik-Wettkämpfe, sondern auch eine beliebte Eventlocation. Tagungen und Kongresse mit bis zu 2.000 Personen finden neben Ausstellungen und Konzerten regelmäßig im Süden Erfurts statt.

Im Mai 2018 strömten beispielsweise über eintausend Ärzte zur Eröffnung des Bundesärztetages in das Erfurter Steigerwaldstadion, dessen Tagungssaal problemlos Platz für ein Orchester und über 1.400 Gäste bietet. Beim Parksaal, dem Kernstück des Kongressbereiches, wurde ein ganz bewusster Bruch zwischen der Sportanlage auf der einen und der Multifunktionsarena auf der anderen Seite gewählt. Mit etwas Glück sieht man beim Blick ins Stadion sogar die deutsche Leichtathletikelite des aktuellen und des nächsten Jahrzehnts für die neue Saison trainieren. „Für unsere Tagungskunden haben wir neben dem Parksaal einen Logenbereich mit acht teil- bzw. verbindbaren Räumen und Platz für bis zu 200 Gäste sitzend. Dazu kommt im Untergeschoss ein Pressekonferenzraum für rund 100 Personen mit direktem Zugang zur Tartanbahn. Außerdem noch eine rot-weiße Heimkabine und natürlich die 18.500 Plätze im Stadion selbst. Bei uns kann man also auch ganz besonders große oder kreative Veranstaltungsformate verwirklichen“, erklärt Eventmanagerin Carolin Schäddrich.

Die Teilnehmer des Bundesärztetages loben ihrerseits das Ambiente und die besonders gute Anbindung Erfurts an das Streckennetz der Bahn. Überrascht seien sie zudem gewesen, dass Erfurt so schön ist. Der fast autofreie, mittelalterliche Stadtkern mit seinen touristischen Höhepunkten, wie dem Erfurter Dom, der Krämerbrücke und dem Petersberg, haben sie sehr begeistert. Nicht umsonst wurde Erfurt in den vergangenen Jahren wiederholt zur lebenswertesten Stadt Deutschlands mit rund 200.000 Einwohnern gewählt. Mit der Fertigstellung des Bahnprojekts VDE Nr. 8 wird Erfurt zudem nicht mehr nur durchquert, vielmehr ist die Stadt eines der wichtigsten Bahndrehkreuze des Landes geworden. Hier treffen sich die schnellen Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen fast stündlich. Ein riesiger Vorteil für Touristen und vor allem für Tagungsveranstalter. „Im nationalen Vergleich ist Erfurt eine eher kleine Großstadt, was aus unserer Perspektive jedoch ein großer Vorteil ist. So sind die Wege innerhalb Erfurts sehr kurz und wir kennen im Grunde genommen alle denkbaren Kooperationspartner persönlich. Deshalb können wir beispielsweise bei der Suche nach einer weiteren Location helfen und unseren Kunden einen besonders persönlichen Kontakt bieten“, ergänzt Christian Fothe, Leiter des Erfurter Steigerwaldstadions. Die positive Buchungslage spricht für sich: Bis Jahresende werden noch mindestens 75 Drittveranstaltungen erwartet. (AB)

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