Pressemitteilung | Hufelandgesellschaft e.V. - Dachverband der Ärzteverbände für Naturheilkunde und Komplementärmedizin

Hufeland-Forschungspreis gleich zweimal vergeben / Studien zum Schröpfen bei unspezifischen Nackenschmerzen und zur Homöopathie in der integrativen Onkologie belegen Anstieg der Lebensqualität

(Berlin) - In Berlin ist am 25. April zum zweiten Mal der Hufeland-Forschungspreis gleich an zwei Preisträger vergeben worden. Die Hufelandgesellschaft, der Dachverband der Ärztegesellschaften für Naturheilkunde und Komplementärmedizin, zeichnete die Arbeiten von Frau Dr. Romy Lauche und Herrn Dr. Matthias Rostock jeweils mit dem 1.500 Euro dotierten Preis aus. Die Jury hat sich aufgrund zahlreicher Einsendungen mit hoher Qualität zu diesem Schritt entschlossen. Dr. Rostock nahm den Preis stellvertretend für die Arbeitsgruppe mit Dr. Johannes Naumann, Dr. Corinna Guethlin, Dr. Lars Guenther, Prof. Dr. Hans H. Bartsch und Prof. Dr. Harald Walach entgegen.

In seiner Festrede betonte PD Dr. Harald Matthes, Vorstandsmitglied der Hufelandgesellschaft, dass sich komplementärmedizinische Forschung - anders als in der konventionelle Forschung - nicht aus der Black Box einer Laborsituation ergibt, sondern grundsätzlich aus der Begegnung zwischen Arzt und Patient. "Die vorliegenden Arbeiten haben für ihre derartig entstandenen Fragestellungen ein jeweils spezifisches Studiendesign entwickelt. Ein an sich schon innovativer Prozess - insbesondere, wenn es sich um die Erfassung subjektiver Wahrnehmungen zur Lebensqualität während und nach einer therapeutischen Intervention handelt. Die Notwendigkeit zur Erhebung des Patienten-Nutzens im Rahmen von Forschungsvorhaben wird hier nochmals deutlich."

Bei der Arbeit von Frau Dr. Romy Lauche, Psychologin in der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin des Knappschaftskrankenhauses an den Kliniken Essen-Mitte, handelt es sich um eine prospektiv, randomisierte wartegruppen-kontrollierte Pilotstudie mit 50 Patienten. Die Behandlungsgruppe wurde im Rahmen der Studie einmal blutig geschröpft, um den Einfluss auf chronische, unspezifische Nackenschmerzen sowie den Einfluss des Schmerzempfindens zu untersuchen.

Es wird gezeigt, wie sich der chronische Schmerzpatient von einem gesunden Körperempfinden entfernt und wie eine erfolgreiche Schröpfbehandlung Veränderungen der Schmerzwahrnehmung und positive Denkanstöße initiieren kann. Die subjektiven Parameter wurden ermittelt durch die Selbsteinschätzung der Nackenschmerzintensität und das Führen eines Schmerztagebuches. Standardisierte Fragebögen wurden eingesetzt zur Prüfung des Bewegungsschmerzes bei verschiedenen Kopfbewegungen, der Beeinträchtigungen im Alltag, der Lebensqualität und der wahrgenommenen gesundheitlichen Veränderungen. Auch die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Schröpfens wurden abgefragt. Objektive Messergebnisse lieferten die standardisierten quantitativen sensorischen Testungen der Schmerz- und Wahrnehmungsschwellen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Blutiges Schröpfen zu einer signifikanten Reduktion von Nackenschmerzen führt. Dieser Effekt trat bereits am Tag nach der Behandlung ein. Auch ließ der bewegungsindizierte Schmerz nach. Zudem berichtete die Behandlungsgruppe von einer signifikant gestiegenen Lebensqualität. Nachgewiesen werden konnten auch Effekte auf die Druckschmerzschwelle. Diese implizieren einen möglichen positiven Einfluss der Behandlung auf die Schmerzverarbeitung.

Die Jury hob - neben dem gut durchdachten Studiendesign und der akribisch durchgeführten Erhebung - insbesondere die Aufnahme ganz neuer Ideen zur Erfassung erfolgsrelevanter Behandlungsdaten hervor. Diese können zukünftige komplementärmedizinische Forschungen inspirieren und die Effekte naturheilkundlicher Therapien auch im Bereich der Lebensqualität hervorheben.

Die Gruppenarbeit zur Klassischen Homöopathie in der Behandlung von Tumorpatienten unter der Federführung von Herrn Dr. Matthias Rostock vom Institut für Naturheilkunde am Universitätsspital Zürich und dem Universitären Cancer Center Hamburg evaluiert erstmals systematisch und strukturiert die Wirksamkeit einer zusätzlichen klassisch homöopathisch onkologischen Behandlung mittels einer prospektiven Beobachtungsstudie zweier unterschiedlich behandelten Kohorten.

Eingeschlossen wurden 259 Patienten, die sich einer komplementären homöopathischen Behandlung unterzogen und 380 Patienten, die in einem konventionellen onkologischen Zentrum behandelt wurden. Das Hauptaugenmerk der vergleichenden Beobachtungsstudie lag dabei auf der Erfassung der Lebensqualität nach 3 Monaten. Zusätzlich wurden die Lebensqualität nach einem Jahr sowie das Ausmaß an Fatigue und Angst bzw. Depressivität erfasst. In den Resultaten zeigte sich in der homöopathischen Gruppe eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität nach 3 Monaten, die sich nach 12 Monaten weiter fortsetzte. Die Fatigue verringerte sich, Angst und Depressivität blieben unbeeinflusst. In der konventionellen Gruppe zeigten sich nach 3 Monaten kein Anstieg der Lebensqualität sowie ein nur geringer Anstieg nach einem Jahr. Ein Einfluss auf die Fatigue konnte ebenso wie auf Depressivität oder Angst nicht festgestellt werden.

Die Jury betont, dass mit dieser Arbeit zum ersten Mal eine wissenschaftliche Abbildung der klassisch homöopathischen Praxis in der integrativen Onkologie vorliegt. Dies ist insbesondere von Bedeutung, da viele Patienten ergänzend nach homöopathischen Behandlungsmöglichkeiten ihrer Krebserkrankung suchen. Innerhalb der Homöopathie gilt die integrative onkologische Behandlung als schwierig und herausfordernd und in nur wenigen spezialisierten Zentren weltweit werden schwerpunktmäßig Patienten mit Krebserkrankungen homöopathisch behandelt.

"Insofern ist die Studie ein wichtiger erster Baustein der notwendigen wissenschaftlichen Evaluation der integrativen Onkologie unter Einbeziehung der Homöopathie. Weitere Überlegungen sind nun notwendig, wie vergleichende Studien mit sinnvollen Kontrollgruppen durchgeführt werden können", so Prof. Dr. Andreas Michalsen, Vorstandsmitglied der Hufelandgesellschaft.


Hufeland-Forschungspreis

Die Hufelandgesellschaft unterstützt Forschung und Wissenschaft in den Bereichen Naturheilkunde und Komplementärmedizin. Deshalb wird seit 2009 der Hufeland- Forschungspreis ausgelobt. Eingereicht werden können Forschungsarbeiten aus der Komplementär- oder Integrativen Medizin, insbesondere auf dem Gebiet der Versorgungsforschung.

Die bislang eingereichten Arbeiten verdeutlichen die Spannbreite der Forschungsvorhaben. Sie reichten von der Komplementärmedizin in der hausärztlichen Versorgung über die Untersuchung einzelner Therapieverfahren bis hin zur Diskussion statistischer Methoden in der Versorgungsforschung. Von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der Einsendungen zu - eine erfreuliche Entwicklung für die Forschungsleistung in der Komplementärmedizin. Der Hufeland Forschungspreis wird aller zwei Jahre ausgelobt und ist mit 1.500 Euro dotiert.

Quelle und Kontaktadresse:
Hufelandgesellschaft e.V. - Dachverband der Ärzteverbände für Naturheilkunde und Komplementärmedizin Pressestelle Chausseestr. 29, 10115 Berlin Telefon: (030) 2809-9320, Telefax: (030) 2809-7650

(tr)

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