Pressemitteilung | Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern / Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Marktrücknahme des Cox-2-Hemmers Lumiracoxib in Australien

(Berlin) - Aufgrund von Berichten über schwere Leberreaktionen wurde der COX-2-Hemmer Lumiracoxib (Prexige®) in Australien vom Markt genommen. Bei der australischen Gesundheitsbehörde (Therapeutic Goods Administration, TGA) waren zwischen März und August 2007 acht Berichte über schwere Leberschädigungen einschließlich zwei Todesfällen und zwei Lebertransplantationen eingegangen. Das Adverse Drug Reactions Advisory Committee (ADRAC) hat daraufhin die Rücknahme der Zulassung empfohlen. Die schätzungsweise 60.000 betroffenen Patienten wurden aufgefordert, die Einnahme von Lumiracoxib zu beenden und Kontakt zu ihrem behandelnden Arzt aufzunehmen (1;2).

In Australien war Lumiracoxib seit 2004 zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen in Dosierungen von 100, 200 und 400 mg/Tag zugelassen. In Deutschland ist Lumiracoxib seit November 2006 nur zur symptomatischen Therapie bei aktivierter Arthrose des Knie- und Hüftgelenks in einer maximalen Dosis von 100 mg/Tag zugelassen.

Der Verdacht auf eine potentielle Lebertoxizität von Lumiracoxib besteht bereits seit Jahren. In der 2004 veröffentlichten TARGET-Studie wurde Lumiracoxib mit Ibuprofen und Naproxen hinsichtlich des Auftretens von kardiovaskulären und gastrointestinalen Ereignissen verglichen. Insgesamt über 18.000 Patienten erhielten nach Randomisierung Lumiracoxib in der höheren als in Deutschland zugelassenen Dosis von 1 x 400 mg/Tag oder Naproxen 2 x 500 mg bzw. Ibuprofen 3 x 800 mg/Tag und wurden über ein Jahr nachbeobachtet. Bei 2,57 Prozent der Patienten unter Lumiracoxib kam es zu einem Anstieg der Transaminasen über das Dreifache der Normgrenze gegenüber 0,63 Prozent unter Naproxen oder Ibuprofen (p < 0,0001). Sechs von neun medikamenteninduzierten Hepatitiden traten in der Lumiracoxib-Gruppe auf (3;4).

Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, BfArM, und der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) sind seit der Markteinführung Anfang 2007 vier Fälle erhöhter Transaminasen im Zusammenhang mit der Einnahme von Lumiracoxib erfasst worden, Fälle von Leberversagen finden sich nicht.

Wie das BfArM am 14.08.2007 der Presse mitgeteilt hat, werden die Berichte über lebertoxische Reaktionen nach Lumiracoxib derzeit gemeinsam mit anderen Arzneimittelbehörden der EU bewertet (5).

Die in der Fachinformation von Prexige® aufgeführten Gegenanzeigen sollten unbedingt beachtet werden. Hierzu zählen neben Herzinsuffizienz (NYHA II−IV), koronarer Herzkrankheit, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und/oder zerebrovaskulärer Erkrankung auch höhergradige Einschränkungen der Nieren- und Leberfunktion (6). Bei Beschwerden, die Ausdruck einer Leberschädigung sein können (Gelbsucht, Übelkeit, Juckreiz, dunkler Urin), muss Lumiracoxib abgesetzt und weitere Diagnostik eingeleitet werden.

Literatur

1. Australian Government, Department of Health and Ageing, Therapeutic Goods Administration: Medicines Regulator cancels registration of anti inflammatory drug, Lumiracoxib (Prexige): http://www.tga.gov.au/media/2007/070811-lumiracoxib.htm. Media statement, 11. August 2007.
2. Australian Government, Department of Health and Ageing, Therapeutic Goods Administration: Urgent advice regarding management of patients taking lumiracoxib (Prexige): http://www.tga.gov.au/alerts/prexige.htm. Safety alert, 13. August 2007.

3. Farkouh ME, Kirshner H, Harrington RA et al.: Comparison of lumiracoxib with naproxen and ibuprofen in the Therapeutic Arthritis Research and Gastrointestinal Event Trial (TARGET), cardiovascular outcomes: randomised controlled trial. Lancet 2004; 364: 675-684.

4. Schnitzer TJ, Burmester GR, Mysler E et al.: Comparison of lumiracoxib with naproxen and ibuprofen in the Therapeutic Arthritis Research and Gastrointestinal Event Trial (TARGET), reduction in ulcer complications: randomised controlled trial. Lancet 2004; 364: 665-674.

5. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Lumiracoxib (Prexige®): Marktrücknahme in Australien wegen schwerer Leberschädigung: http://www.bfarm.de/cln_042/nn_424276/DE/Presse/mitteil2007/pm18-2007.html__nnn=true. Pressemitteilung 18/07 vom 14. August 2007.

6. Novartis Pharma GmbH: Fachinformation "Prexige® 100 mg Filmtabletten". Stand: Dezember 2006

Quelle und Kontaktadresse:
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Pressestelle Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin Telefon: (030) 400456500, Telefax: (030) 400456555

(el)

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