Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Karin Benz-Overhage: Arbeitgeber diffamieren BetriebsrÀte

(Bochum) - Als "Diffamierung und Beleidigung" der mehr als 200.000 BetriebsrÀte hat IG Metall-Vorstandsmitglied Karin Benz-Overhage die Mobilmachung der Arbeitgeber gegen eine Reform der Betriebsverfassung bezeichnet. Bei der Auseinandersetzung um mehr Mitbestimmung gehe es ihnen vor allem darum, wer das Sagen in den Betrieben und Konzernen habe, sagte Benz-Overhage vor rund 1000 IG Metall-BetriebsrÀten am 3. MÀrz in der Bochumer Ruhrlandhalle.

Die Arbeitgeber kĂ€mpften fĂŒr eine Verringerung der Einflussmöglichkeiten der BetriebsrĂ€te und damit fĂŒr eine Verschiebung der MachtverhĂ€ltnisse in den Betrieben. Sie wollten vor allem gewerkschaftsfreie Zonen in Klein- und Mittelbetrieben vorantreiben. Deshalb lamentierten die Arbeitgeber, dass eine Ausweitung der Mitbestimmung dem Standort Deutschland schade. Deshalb setzten sie maßlos ĂŒberzogene Kostenberechnungen der Betriebsratsarbeit in die Welt und drohten mit dem Bundesverfassungsgericht. Die Hysterie der Arbeitgeber sei völlig unverstĂ€ndlich. Die VorschlĂ€ge zur Mitbestimmung im Novellierungstext könne man allenfalls als "homöopathische Dosierung" bezeichnen.

In der Kostendebatte werde mit Zahlen operiert, die jeder Grundlage entbehrten, warf Benz-Overhage den ArbeitgeberverbĂ€nden vor. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wert der Mitbestimmung und der professionellen Arbeit der BetriebsrĂ€te werde dabei völlig missachtet. Viele BetriebsrĂ€te könnten berichten, wie sie "ihre Buden" durch frĂŒhzeitiges Eingreifen, mit VorschlĂ€gen zur Sanierung, Modernisierung und BeschĂ€ftigungssicherung, durch "Heranholen" von LandesbĂŒrgschaften gerettet hĂ€tten. Indem sie die Einhaltung von Gesetzen ĂŒberwachten, den betrieblichen Gesundheitsschutz förderten, den Arbeitsmarkt durch vielfĂ€ltige AktivitĂ€ten entlasteten, ersparten sie doch den Arbeitgebern, ihren Personalabteilungen und der öffentlichen Hand nicht nur Kosten, sondern auch die eigene Aufgabenwahrnehmung. Benz-Overhage appellierte an Arbeitgeber, den Bundeswirtschaftsminister und die Wirtschaftsminister der SPD-gefĂŒhrten LĂ€nder, dies im Blick zu behalten.

Fakt sei, dass die Arbeitgeber in den vergangenen Jahrzehnten MilliardenbetrĂ€ge dadurch eingespart hĂ€tten, dass es in ca. 60 Prozent der Betriebe gar keinen Betriebsrat mehr gebe. Jetzt, da die Belegschaften eine verbesserte Chance erhielten, ihr Recht auf einen Betriebsrat in Anspruch zu nehmen, von "unzumutbarer Kostenbelastung" fĂŒr den Mittelstand zu reden, bezeichnete Benz-Overhage als "Skandal sondergleichen". Im ĂŒbrigen seien die Modernisierungs- und ProduktivitĂ€tsfortschritte doch in den Industrie am grĂ¶ĂŸten, in denen eine Mitbestimmungspraxis herrsche, die teilweise ĂŒber das Betriebsverfassungsgesetz hinausgehe, wie zum Beispiel in der Stahl- und in der Automobilindustrie.

Statt Teile der Reform zurĂŒckzunehmen, mĂŒsse sie vorangetrieben werden, betonte Benz-Overhage. Nach wie vor gehe es der IG Metall darum, das vereinfachte Wahlverfahren fĂŒr Betriebe bis zu 100 BeschĂ€ftigten (statt bis zu 50 BeschĂ€ftigte) zu erreichen. Außerdem mĂŒssten Teilfreistellungen fĂŒr BetriebsrĂ€te in Betrieben unter 200 BeschĂ€ftigte gesichert werden. Nach wie vor gehe es vor allem darum, die Mitbestimmung bei der BeschĂ€ftigungssicherung, bei Qualifizierung, Arbeitsorganisation und bei Fragen befristeter Einstellungen auszuweiten.

Benz-Overhage appellierte an die BetriebsrĂ€te und Vertrauensleute der IG Metall, in den kommenden Wochen mit zahlreichen Aktionen innerhalb und außerhalb der Betriebe gegen die Blockadehaltung der Arbeitgeber zu protestieren. "Wer die Mitbestimmung einschrĂ€nken oder faktisch außer Kraft setzen will, der wird den vehementen Widerstand aller DGB-Gewerkschaften, aller BetriebsrĂ€te und Belegschaften erleben."

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

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