Pressemitteilung | VhU - Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. - Hauptgeschäftsstelle

2. VhU-Energieforum: VhU und Energiewirtschaft fordern schnellere Planungen und Genehmigungen für neue Stromnetze - "Teure Erdverkabelung nicht als Regelfall zulassen!"

(Frankfurt am Main) - Die hessischen Unternehmen fordern schnellere Planungen und Genehmigungen für den Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze. "Wer mehr Strom aus Sonne und Wind will, braucht neue und modernere Netze. Ohne neue Netze ist die jederzeit verfügbare Grundlastversorgung mit Strom in Hessen nicht gewährleistet, weil unser Strom zunehmend dezentral und wetterabhängig außerhalb Hessens erzeugt wird", erklärten heute Dr. Clemens Christmann, Geschäftsführer Wirtschaftspolitik der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und Michaela Schmidt-Schlaeger, Geschäftsführerin des Landesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW), auf dem 2. VhU-Energieforum bei PWC in Frankfurt vor rund 90 Teilnehmern aus Energiewirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung.

Um die Strompreise nicht unnötig zu erhöhen, fordern VhU und LDEW, die neuen Stromnetze nur ausnahmsweise als teure Erdkabel zu verlegen. "Freileitungen haben sich bewährt, sie kosten im Durchschnitt weniger als ein Viertel der Erdkabel und sollten auf der neuen Strecke zwischen Wahle in Niedersachsen und Mecklar in Hessen der Regelfall sein", erklärte Schmidt-Schlaeger. Das Ziel "möglichst niedriger Strompreise" müsse konsequent verfolgt werden, um zusätzliche Wettbewerbsnachteile für den exportorientierten industriellen Mittelstand in Hessen zu vermeiden, ergänzte Christmann.

Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch warb für einen Konsens über den Ausbau des Stromnetzes. "Dafür müssen wir die Bürger vor Beginn des förmlichen Genehmigungsverfahrens umfassend und verständlich über den gesellschaftlichen Nutzen sowie Konfliktpotenziale informieren. Und wir müssen unsere Naturschutzvorschriften ändern, die in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zum Hindernis geworden sind. Windkraftanlagen, Stromleitungen und andere Vorhaben von übergeordneter Bedeutung müssen im Konfliktfall Vorrang haben vor Arten- und FFH-Gebietsschutz."

Prof. Dr. Felix Höffler, Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (ewi), forderte: "Wir brauchen mehr marktkonforme Elemente, um den Umbau der Energiewirtschaft effizient zu gestalten. Darum muss sich die Regulierung neuer, intelligenter Instrumente bedienen, die zielgerichtet Anreize für effiziente Infrastrukturinvestitionen schaffen."

Dr. Christian Schneller, Leiter Recht/Public Affairs von TenneT (Arnheim, Holland), Europas größtem grenzüberschreitenden Betreiber von Übertragungsnetzen, die das in Hessen bestehende Höchstspannungsnetz von E.ON übernommen haben, sagte: "Es ist wie nach der Wiedervereinigung: Wir brauchen schnell neue Infrastrukturen. 2020 müssen wir Windkraft mit der Kapazität von über 20 Großkraftwerken aus Nordwestdeutschland abtransportieren. Neue Leitungen sind Voraussetzung für den Umstieg in erneuerbare Energien und für Versorgungssicherheit. Notwendig ist ein Dreiklang aus genügend Kapital, effizienten Verfahren und vor allem mehr Akzeptanz." TenneT betreibt in Deutschland 11.000 km Höchstspannungsnetze und plant den Neubau einer 190 km langen 380-kV-Leitung von Wahle nach Mecklar.

Dr. Ulrich Groß, Geschäftsführer der Verteilnetzbetreiber (VNB) Rhein-Main-Neckar GmbH & Co. KG, Tochter der Darmstädter HSE AG, bezeichnete die regionalen Verteilnetze als "Rückgrat einer dezentralen, regenerativen Energieerzeugung". In Hessen gehe es um knapp 80.000 km Niederspannungsnetze und 30.000 km Mittelspannungsnetze. Der Aus- und Umbau der Verteilnetze in Deutschland zur Aufnahme der dezentralen, regenerativen Erzeugung erfordere Investitionen von etwa 27 Mrd. Euro bis 2020. Groß: "Wir benötigen ein Regulierungsklima, das Investitionen begünstigt. Bund und Länder müssen für diese Netzinvestitionen eine höhere Verzinsung ermöglichen."

Der Leiter des Konzernprogramms Smart Grids (intelligente Netze) von ABB und Vorsitzender der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) im VDE, Prof. Jochen Kreusel aus Zürich, erklärte, "nicht nur die Netze, sondern praktisch alle Bereiche der Bereitstellung und Anwendung elektrischer Energie werden Veränderungen erfahren. Die wesentlichen Veränderungen müssen im laufenden Jahrzehnt erfolgen. Es geht um einen besseren Rechtsrahmen für Planung und Bau der Netze und um mehr Verständnis in der Bevölkerung für den Wandel."

Werner Raithmayr, Geschäftsführer der DB Energie GmbH in Frankfurt, die das 7.754 km lange deutschlandweite Bahnstromnetz betreibt und mit 1.650 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,3 Mrd. Euro erwirtschaftet, warnte: "Wenn die Genehmigungsverfahren nicht deutlich vereinfacht und beschleunigt werden, wird die Energiewende kaum stattfinden!"

Quelle und Kontaktadresse:
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. (VhU) Dr. Ulrich Kirsch, Leitung, Presse und Kommunikation Emil-von-Behring-Str. 4, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95808-0, Telefax: (069) 95808-126

(tr)

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