Automationsmarkt wächst 2000 um vier bis fünf Prozent
(Hannover) - Mit einem Wachstum ihrer Branche von vier bis fünf Prozent rechnen die im Fachverband AUTOMATION des ZVEI zusammengeschlossenen Anbieter von Produkten, Systemen und Lösungen für die Automation von Fabriken, verfahrenstechnischen Prozessen und Infrastrukturnetzwerken - trotz scharfen Wettbewerbs und sinkender Erlöse für ihre Produkte und Dienstleistungen. Dies prognostizierten die Vorstände des Fachverbandes Dr. Hans-Joachim Jähne (ZVEI-Fachverband Elektrische Antriebe), Dr. Gunther Kegel (ZVEI-Fachverband Schaltgeräte, Schaltanlagen, Industriesteuerungen) und Michael Ziesemer (ZVEI-Fachverband Messtechnik und Prozessautomatisierung), bei der Gründungspressekonferenz des Fachverbandes AUTOMATION auf der HANNOVER MESSE. Ziesemer begründete diese positive Entwicklung mit den Stärken der deutschen Automationsindustrie im Bereich der industriellen Kommunikation, bei der Entwicklung intelligenter Komponenten wie Sensoren, Steuerungen und Antriebe sowie bei der Integration dieser Komponenten zu Systemen und Gesamtlösungen für die Automation.
EU-Anteil am Weltmarkt 38 Prozent, deutscher Anteil 16 Prozent
Der Weltmarkt für die Automation von Fabriken, verfahrenstechnischen Prozessen und Infrastrukturnetzwerken lag 1998 nach Analysen des ifo-Instituts und des ZVEI bei 280 Mrd. DM oder 140 Mrd. ohne die rein mechanischen Komponenten von Maschinen, Anlagen und Produktionssystemen. Den Anteil der deutschen Anbieter an diesem, im mittelfristigen Trend um rund fünf Prozent wachsenden Weltmarkt bezifferte Jähne mit einem
Produktionsvolumen von 47 Mrd. DM auf 16 Prozent. Auch im Vergleich der führenden Industrieregionen liegen die westeuropäischen Anbieter mit einem Weltmarktanteil von 38 Prozent deutlich vor ihren US-amerikanischen (29 Prozent) und japanischen (22 Prozent) Wettbewerbern. Auch die Exportquoten unterstreichen die starke Position der europäischen Anbieter auf den internationalen Märkten. Sie liegen bei den europäischen Anbietern bei 35 Prozent im EU-Extrahandel, in den USA bei 25 Prozent und bei den in Japan beheimateten Anbietern bei lediglich 20 Prozent. Hinzu komme, so Jähne, die rasch wachsende Wertschöpfung vor Ort in den jeweiligen Zielmärkten. Dabei seien es nicht nur die großen europäischen Anbieter, die ihre Position in den Zielmärkten durch die Stärkung der lokalen Wertschöpfung absichern. Auch viele der für diese Branche charakteristischen mittelständischen Anbieter gerade aus Deutschland hätten ihre Strukturen konsequent auf den Weltmarkt ausgerichtet.
Das Volumen des deutschen Automationsmarktes lag 1999 nach Angaben des Fachverbandes AUTOMATION bei 34 Mrd. DM und wird im laufenden Jahr um zwei bis drei Prozent wachsen. Dabei entfallen nach den Absatzstrukturerhebungen des ZVEI rund 55 Prozent der Inlandsnachfrage nach Automatisierungslösungen auf die Factory Automation mit den wichtigsten Endanwendern in der Automobilindustrie vor der Elektroindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau. Weitere Endanwender im Bereich Factory Automation sind andere Stückgüterindustrien, aber auch der Logistik- und Verpackungsbereich oder die Druckindustrie. Wichtigste Kundengruppe in der Process Automation mit einem Anteil an der Gesamtnachfrage von 30 Prozent ist die chemische und petrochemische Industrie vor anderen verfahrenstechnischen Industrien wie der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Stahlindustrie und anderen Grundstoffindustrien. Zum dritten Hauptanwendungsbereich Utility Automation gehören die Anwendungen im Bereich der Stromerzeugung und Verteilung, der Wasser- und Abwasserbehandlung, Kläranlagen, aber auch Pipelines, Rauchgasreinigungsanlagen usw. Dieser Bereich, der in der Vergangenheit bis zu 20 Prozent des gesamten Automationsmarktes in Deutschland ausmachte, leidet derzeit unter der Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hände und unter der Liberalisierung der Energiemärkte.
Fachverband AUTOMATION: Systemaspekte und Lösungen ergänzen Produktthemen
Nähere Erläuterungen zum Scope des Fachverbandes und zum Motto des Fachverbandes: AUTOMATION ist unsere Sache gab Dr. Gunther Kegel. Mit dem Zusammenschluss sei die Erweiterung der bisherigen komponentenorientierten Sicht der drei fusionierenden ZVEI Fachverbände Elektrische Antriebe, Schaltgeräte, Schaltanlagen, Industriesteuerungen sowie Messtechnik und Prozessautomatisierung um die Aspekte, Systeme und Lösungen verbunden. Letztlich, so Kegel, gehe es um die verbandliche Betreuung aller Leistungen, die die Hersteller von Automatisierungstechnik während des Lebenszyklus ihrer Produkte und Systeme erbringen. Darin eingebunden ist auch die steigende Bedeutung der Software und die zunehmende Vernetzung bislang getrennter Komponenten und Subsysteme, erläuterte Kegel die künftige Ausrichtung. So seien die Feldbusthematik oder die elektromagnetische Verträglichkeit Themen, die künftig gemeinsam, statt in drei getrennten Arbeitskreisen behandelt würden. Geplant sei darüber hinaus eine engere Zusammenarbeit mit Kundenorganisationen und -verbänden.
Notwendig sei hierfür, so Kegel, auch die Einbindung neuer Mitgliederkreise durch den Aufbau von maßgeschneiderten Serviceangeboten, die das bisherige Leistungsspektrum der drei Fachverbände ergänzen. Eindeutiges Interesse für eine Intensivierung der Zusammenarbeit gebe es bei den Herstellern von anwendungsnaher Software für die Automation sowie bei der breiten Palette von Engineering- und Serviceunternehmen, die sich auf Fragen der industriellen Automation spezialisiert haben.
Der Themenfahrplan des Fachverbandes AUTOMATION sieht unter anderem die kontinuierliche Bereitstellung von Marktstatistiken für Angebots- und Absatzmärkte der industriellen Automation sowie die gemeinsame Behandlung von system- und lösungsorientierten Fragestellungen und Querschnittsthemen vor.
Aktuelle Themenschwerpunkte des Fachverbandes AUTOMATION sind unter anderem:
· Industrielle Kommunikation
· Softwareentwicklung und -einsatz in der Automation
· Engineering
· Mensch-Maschine-Schnittstellen sowie
· E-Commerce-Lösungen zur Unterstützung der Kunden-Lieferantenbeziehung
in der Automation.
Kontinuierliche Technologie- und Markt-Prognosen
Als ein Kernziel des neuen Fachverbandes hob Ziesemer in diesem Zusammenhang die Bewertung technischer und wirtschaftlicher Trends in Zusammenarbeit aller interessierten Mitglieder hervor. Geplant sei deshalb unter anderem die regelmäßige Bereitstellung von Technologie- und Markt-Roadmaps für die Mitglieder des neuen Fachverbandes. Die kontinuierliche Verfolgung von Markttrends und Technologietrends sei ein Muss für alle Firmen, die Produkte, Systeme und Dienstleistungen für die Automatisierung anbieten. Die Züge in der Automation fahren mit immer höherer Geschwindigkeit und nicht alle in die gleiche Richtung. Falsches Einsteigen hat fatale Folgen, begründete Ziesemer das zunehmende Gewicht dieser Roadmaps. Die Umgebung präge heute sein Produkt und nicht umgekehrt. Das gelte insbesondere für die Einbindung der Geräte in den Daten- und Informationsfluss der Anlage. Fragen der Busanbindung, der Parametrier- und Konfiguriersoftware, der digitalen Gerätebeschreibung, der Visualisierungssysteme und der Bediensoftware erlangen eine vitale Bedeutung und stellen insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen eine große Herausforderung dar.
Die gemeinsame Behandlung von system- und lösungsorientierten Fragestellungen und Querschnittsthemen in der industriellen Automation gehe aber weit über die Analyse und Beschreibung von Trends hinaus. Klarer Anspruch unseres Fachverbandes ist die Schaffung von Standards und die aktive Mitgestaltung der internationalen Normung, so Ziesemer. Diese Standards seien die Basis für die herstellerübergreifende Offenheit und Flexibilität der immer komplexer werdenden Automatisierungslösungen. Damit sind sie zugleich die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit der Anwender zum Beispiel in der Automobilindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau, in den Fertigungs- und Prozessindustrien sowie in der Energie- und Umweltwirtschaft.
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