Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB)

BDB kritisiert ARD Monitor-Sendung als tendenziös und unvollständig

(Duisburg) - Zum Thema "Donau-Ausbau" hat die Magazinsendung "Monitor" der ARD und deren Moderator Klaus Bednarz ein Glanzstück an tendenziöser Berichterstattung und Falschinformation abgeliefert, das einem Journalisten- Handbuch als Beispiel dafür entstammen könnte, wie man es nicht machen darf.

Originalton Monitor: "Als Wasserstraße ist die Donau zudem heute für zehn Monate im Jahr uneingeschränkt befahrbar, das war schon immer so, und sie wird selbst in diesen zehn Monaten kaum genutzt, das war auch schon immer so, und es wird Verkehrsgutachten zufolge auch so bleiben. Aber trotzdem wird immer wieder behauptet, dass sich das bestimmt ändert, wenn man den Fluss nur aufstaut. 6 Milliarden Mark sind bereits im Donauausbau versickert. Bayerns Tiefbauwirtschaft erfuhr enorme Umsatzsteigerungen, die Donauschiffart nicht." (...) "CSU-Politiker sprechen an dieser Stelle von einem Gewinn für die Natur. Offensichtlich sind die Milliarden, die man beim Bau des Main-Donau-Kanals fast nutzlos in den Sand gesetzt hat, manchen bayerischen Politikern noch nicht genug. Es sind ja nur Steuergelder, und ein paar Amigos werden schon verdienen."

Dann kommt der Ingenieur vom Institut für Wasserwirtschaft der Universität Karlsruhe, Hans-Helmut Bernhart, zu Wort: "Ich habe geprüft, wie man mit leichten Eingriffen die Donau so verbessern könnte, dass die Schiff-Fahrt eine ausreichende Wassertiefe hat. Das Ziel war, 2,50 m Wassertiefe zu erreichen, was auch gelungen ist, und somit kann man mit flussbaulichen Methoden die Donau so weit verbessern, dass man Staustufen nicht mehr braucht."

Monitor ergänzt: "Bernhart verengt das Flussbett an kritischen Stellen durch Buhnen, Steinwände, die vom Ufer in den Fluss ragen und normalerweise unter Wasser liegen, erst bei Niedrigwasser tauchen sie auf, bremsen den Abfluss und erhöhen so den Wasserpegel. Die Methode ist alt, billig und effektiv."

Zu allem Überfluss erhält auch noch der Partikulier Heinz-Robert Bell das Wort: "Das Problem ist August, September, Oktober, da werden sehr geringe Niederschlagsmengen registriert. In dieser Zeit haben wir die kritische Phase, und wenn wir eine gute Ausbaggerung haben, könnten wir mit 2,20 m bis 2,30 m permanent fahren, also so ist es von Karlsruhe vorgegeben, von der Versuchsanstalt, und ich denke, das würde voll und ganz ausreichen."

Mit einem Gemisch aus Halbwahrheiten, Unwissenheit, Ignoranz und Einfältigkeit wird Stimmung gemacht und der Fernsehzuschauer berieselt. Er muss zunächst einmal unterstellen, dass die genannten Fakten zutreffend sind. Weit gefehlt! Die sehen ganz anders aus.

Während der Main-Donau-Kanal eine Abladetiefe von 2,70 m zulässt, der Main von 2,50 m und da, wo noch gearbeitet wird, von 2,40 m, liegt im Durchschnitt mehr als in der Hälfte des Jahres im Abschnitt zwischen Straubing und Vilshofen die Abladetiefe unterhalb von 2,40 m, in den Jahren 1996 an 283 Tagen, 1997 an 271 Tagen und 1998 sogar an 356 Tagen.

Der Durchgangsverkehr an der Schleuse Kelheim zum Main-Donau-Kanal hat sich nach Fertigstellung des Main-Donau- Kanals im Jahre 1992 seit 1993 kontinuierlich erhöht, von 3.930 Schiffen auf 7.687 im Jahre 2000. Die Gütermenge wuchs trotz der miserablen Wasserverhältnisse im gleichen Zeitraum um rund 140 Prozent von 2,434 Mio. Tonnen auf 6,015 Mio. Tonnen.

Und dazu sagt der Bayerische Staatsminister Erwin Huber in der Monitor- Sendung: "Wir werden in den nächsten 20 Jahren eine Zunahme des Güterverkehrs durch die Erweiterung der Europäischen Union von etwa 80 Prozent haben, und den kann man nicht auf verstopften Straßen und zu schmalen Eisenbahnstrecken abwickeln. Wir werden auch die Wasserstraße Donau brauchen."

Der Wasserbau-Experte, Ingenieur Hans-Helmut Bernhart, hat immer noch nicht den Unterschied zwischen Wassertiefe und Abladetiefe gelernt. Entscheidend für die Binnenschifffahrt ist allein die Frage, wie tief ein Schiff eintauchen kann, ohne Gefahr zu laufen, Grundberührung zu bekommen. Internationaler Maßstab für die europäischen Wasserstraßen ist eine Abladetiefe von 2,70 m. Das Binnenschifffahrtsgewerbe hat für den Donauabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen bereits Konzessionen gemacht und gibt sich mit 2,50 m Abladetiefe zufrieden.

Der Partikulier Heinz-Robert Bell er hält dann auch noch die Alibifunktion: Ein bisschen baggern und schon kann man in den Problemmonaten August, September, Oktober mit einer Abladetiefe von 2,20 bis 2,30 m permanent fahren. Bell hat offenbar ein schlechtes Gedächtnis oder fährt zu selten auf der Donau. Er würde sonst wissen, dass im Jahre 1998 an 149 Tagen eine Abladetiefe von gerade mal 2,00 m erreicht wurde und die geringste Abladetiefe in diesem Zeitraum bei 96 cm gelegen hat. Da kann ein größeres Schiff selbst ohne Ladung noch nicht einmal passieren. Ähnliche Zahlen gibt es für die anderen Jahre auch.

Und zum Schluss die Reporter von Monitor, die immer in der vordersten Front stehen, wenn für Umwelt und Natur gekämpft wird, übersehen geflissentlich in ihrem missionarischen Eifer, den Donauausbau zu verhindern, dass das Binnenschiff der umweltfreundlichste Verkehrsträger ist und durch vernünftige Fahrwasserverhältnisse auf der Donau mehrere Millionen Tonnen des stetig anwachsenden Güteraustausches mit dem Donauraum von der Straße auf das Schiff verlagert werden können. Die dadurch erzielten positiven Effekte für Umwelt und Natur passen aber leider nicht in die politische Zielrichtung der Sendung. Wenn alle Sendungen von Monitor so recherchiert sind wie diese, dann gute Nacht, Herr Bednarz!

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Binnenschiffahrt e.V. (BDB) Dammstr. 15-17 47119 Duisburg Telefon: 0203/8000650 Telefax: 0203/8000621

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