Pressemitteilung | Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP)

Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung aus der Ukraine weiterhin problematisch

(Berlin) - Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges wird die Versorgung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen mit Behinderung aus der Ukraine in der Eingliederungshilfe von Einrichtungen geleistet, teilweise ohne gesicherte Finanzierung. Mitglieder des Bundesverbandes Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) leisten schnelle und unbürokratische Hilfe bei der gesundheitlichen Versorgung und Rehabilitation. Leider zeigt sich, dass nicht alle Leistungen an allen Standorten übernommen werden und die Finanzierung erst in langen Verwaltungsverfahren erstritten werden muss. "Die Aufnahme von Kindern, Jugendlichen und allen Menschen aus der Ukraine ist eine Frage der Menschlichkeit und nicht der Zuständigkeit. Jeder ist gefragt", so der CBP-Vorsitzende Wolfgang Tyrychter.

Seit dem Kriegsbeginn vor einem Jahr unterstützen der CBP und seine Mitglieder Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung aus der Ukraine. Im März vergangenen Jahres hatte der CBP unter anderem bei zwei Fahrten geflüchtete Menschen aus einem Waisenhaus in Kyiv, die zwischenzeitlich von der Caritas Opole betreut wurden, nach Deutschland gebracht und ihnen hier eine sichere Unterkunft sowie gute Versorgung zu verschafft. Daneben wurde die Bewohner:innen eines Waisenhauses in Kryvij Rih im April 2002 direkt nach Bayern in eine Einrichtung evakuiert, darunter 82 Menschen mit Behinderung mit vielen Kindern und Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.

Insgesamt 300 Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer:innen aus der Ukraine wurden in Mitgliedseinrichtungen des CBP in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen sowie in Bayern aufgenommen, wo sie seitdem begleitet und betreut werden. Mit der Evakuierung begann allerdings erst die eigentliche Arbeit. Zu den Aufgaben gehörte beispielsweise, die jungen Menschen zum Umgang mit den erlittenen Schrecken zu befähigen und ihnen Zugang zu allen notwendigen Leistungen zu verschaffen.

"Wir sind Deutschland, den lokalen Behörden, der Kirche und dem freundlichen und seelenvollen Team der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. für die Hilfe und Fürsorge sehr dankbar", sagt Gennadiy Pidgainiy, stellvertretender Leiter aus dem Sviatoshyn Waisenhaus in Kyiv, "auch wenn die Frage der Finanzierung an mehreren Standorten bis jetzt nicht gelöst ist, was in der Folge die Rehabilitation der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung aus der Ukraine zusätzlich beeinträchtigt."

Vor dem Hintergrund des andauernden Krieges und der schrecklichen Ereignisse seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 setzt sich der CBP weiterhin dafür ein, dass die Politik für Rechtssicherheit und ausreichende Finanzierung sorgt, damit die jungen Menschen mit Behinderung, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten, teilweise keine Angehörigen mehr haben und in großer Unsicherheit leben, in Deutschland gut versorgt und betreut werden können. Dazu gehört beispielsweise auch die Verwirklichung eines Rechtsanspruchs auf Tagesstruktur.

Die Bewältigung der bürokratischen Hürden bindet Fachkräfte in den Mitgliedseinrichtungen ebenso wie Ressourcen der Betreuer:innen aus der Ukraine - und das, obwohl es bereits jetzt schon überall an Fachkräften mangelt. Letztlich geht dies zu Lasten der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den Waisenhäusern und deren Recht auf Soziale Teilhabe. Es geht aber ebenso zu Lasten der Betreuer:innen aus der Ukraine, die womöglich in Deutschland ihre berufliche Zukunft sehen und kaum dazu kommen, die Anerkennung ihrer Qualifikation voranzutreiben.

Mit Respekt schaut der CBP auf seine Mitgliedseinrichtungen, die sich mit großem ehrenamtlichem Engagement und professionellem Handeln - gemäß dem Leitsatz der Caritas "Not sehen und handeln" - der Menschen aus der Ukraine angenommen haben. Aber mit ebenso großem Respekt gilt es den Menschen aus der Ukraine zu begegnen, die sich hier in Deutschland aktuell eine neue Lebenswelt erschließen.

Der CBP-Vorsitzende Wolfgang Tyrychter erklärt dazu: "Das schreckliche, weiterhin andauernde Kriegsgeschehen in der Ukraine hat für die Menschen weitreichende Folgen. Es ist kein Zufall, dass sehr früh schon Menschen mit Behinderung besonders bedroht und gefährdet waren und sich auf die Flucht machen mussten - unter deutlich erschwerten Bedingungen. Es war selbstverständlich, dass der CBP und seine Mitgliedseinrichtungen hier unkompliziert helfen und unterstützen. Nun ist es wichtig, dass wir auch administrativ unterstützt werden und die Hilfe für die Menschen mit Behinderung aus der Ukraine weiter gut gewährleistet werden kann. Dies setzt die Refinanzierung unserer Leistungen voraus sowie eine unkomplizierte Verwaltung."

Quelle und Kontaktadresse:
Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) Pressestelle Reinhardtstr. 13, 10117 Berlin Telefon: (030) 284447-822, Fax: (030) 284447-828

(jg)

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