Pressemitteilung | Bitkom e.V.

BITKOM-Branchenbarometer zeigt weiter nach oben

(München) - Die Unternehmen der Informations- und Kommunikationswirtschaft gehen nach Angaben des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) verhalten optimistisch ins Jahr 2002. Dies zeigen die Ergebnisse des Branchenbarometers, die BITKOM-Vizepräsident Willi Berchtold in München vorstellte. BITKOM hatte hierzu unter seinen 670 Mitgliedern eine Umfrage zur aktuellen Geschäftsentwicklung durchgeführt. Die teilnehmenden Unternehmen realisieren insgesamt einen Umsatz von 130 Milliarden Euro und repräsentieren mehr als 90% des Gesamtmarkts.

„Die Marktsituation hat sich zwar in einzelnen Marktsegmenten weiter verschärft. Für das kommende Jahr zeigen die Indikatoren insgesamt aber überwiegend nach oben“, so Berchtold. Die Mehrheit der Unternehmen, zwei Drittel, erwartet künftig eine Umsatzsteigerung. 20% rechnen für 2002 mit einer stabilen Nachfrage auf Vorjahresniveau. Pessimistisch in die Zukunft blicken lediglich 14% der befragten Firmen: Sie rechnen im kommenden Jahr mit einer sich verschlechternden Geschäftsentwicklung in ihrem Unternehmen.

Zur Belebung des momentan schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes fordert Berchtold die umfassende und schnellstmögliche Einführung des offenen MHP-Standards. Hierdurch werde das Fernsehen zu einer interaktiven Informations- und Unterhaltungsplattform. Wichtig sei auch, dass in Zusammenhang mit dem Verkauf der TV-Kabelnetze der Deutschen Telekom AG der Grundsatz des offenen Netzzugangs für alle Anbieter von Inhalten und Diensten festgeschrieben werde. Damit werde eine Innovation in Gang gesetzt, die nur mit der Einführung des digitalen Mobilfunks vor zehn Jahren vergleichbar sei.

Weiterhin fordert der BITKOM stabile Rahmenbedingungen für den schnellstmöglichen Aufbau der UMTS-Netze. Voraussetzung dafür ist, dass die Vorsorgewerte nicht weiter abgesenkt werden. Das wäre ohnehin aus wissenschaftlicher Sicht unnötig und würde den Aufbau zusätzlicher Sendemasten notwendig machen.

Quartale 1 bis 3 in 2001 mit durchwachsener Bilanz

In den ersten drei Quartalen diesen Jahres konnten 60% der befragten Unternehmen eine Steigerung des Inlandsumsatzes verbuchen. 17% entwickelten sich auf Vorjahresniveau, 23% verzeichneten fallende Inlandsumsätze. Das Auslandsgeschäft blieb insgesamt stabil, gab dem Markt aber keine nennenswerten Impulse. Ingesamt meldeten in den Monaten Januar bis September diesen Jahres 54% der Unternehmen steigende Aufträge. Bei gut 18% blieb der Auftragseingang stabil, bei 28% ging er zurück.

Auch für die zurzeit in Mitleidenschaft gezogenen Anbieter von TK-Endgeräten und IT-Hardware soll es in 2002 wieder leicht bergauf gehen. Hatte das Jahr 2000 einen Meilenstein beim Umsatz mit TK-Endgeräten gesetzt, mussten die Handy-Hersteller in 2001 zum Teil empfindliche Einbußen hinnehmen. Der Inlandsumsatz ging bei fast jedem zweiten Unternehmen zurück. Dementsprechend musste Personal abgebaut werden. Für 2002 rechnet nur noch jedes fünfte Unternehmen mit einem Umsatzrückgang, 35% erwarten eine Stabilisierung, 45% wollen wachsen. Auch 62% der Hersteller von Computern und Peripheriegeräten gehen für 2002 von einem Wachstum aus.

Die ohnehin stark steigenden Bereiche Services, Software, Internet- und Mobilfunkdienste wirken weiterhin als Motoren des ITK-Marktes. Jedes zweite Unternehmen hat zusätzliches Personal eingestellt. Bis zu 80% der in diesen Segmenten tätigen Unternehmen rechnet im kommenden Jahr mit steigenden Umsätzen.

Finanzen und Fachkräftemangel bremsen den Markt

Befragt nach den wachstumshemmenden Faktoren monierte jedes zweite Unternehmen die gegenwärtige Situation auf den Finanzmärkten. „Gründer müssen gerade in schwierigen Zeiten eine unternehmerische Perspektive in Deutschland bekommen“, forderte Berchtold. Die jungen und mittelständischen Unternehmen, die die Konsolidierungswelle überstanden haben, seien das Vertrauen der Investoren wert.

An zweiter Stelle der Wachstumshemmnisse wurde weiterhin der Fachkräftemangel genannt. Jedes dritte Unternehmen ist davon betroffen. Wie das BITKOM-Branchenbarometer zeigt entwickelte sich auch im Jahr 2001 die Beschäftigung leicht nach oben. Lediglich 21% der befragten Unternehmen mussten Arbeitsplätze abbauen, vor allem in der Hardware-Herstellung. Dem gegenüber haben 39% der Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, bei 40% ist die Beschäftigungssituation stabil. Berchtold: „Die Green Card ist heute so aktuell wie eh und je.“ Seit ihrer Einführung sind rund 10.500 Green Cards vergeben worden. Der Mangel habe sich allerdings inzwischen auf hoch und höchst qualifizierte Spezialisten konzentriert, betonte Berchtold.

Die Beschäftigung in der ITK-Industrie und die Zahl der Arbeitnehmer mit IT-Qualifikationen in den Anwenderbranchen werde weiter ansteigen. Dennoch sei erstmals seit Mitte der 90er Jahre die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik und den so genannten Bindestrich-Informatiken (Wirtschafts-Informatik, Medizinische Informatik, Medien-Informatik, Ingenieur-Informatik, neue Kommunikationstechniken sowie Technische Informatik) um 5% zurückgegangen. Berchtold forderte entsprechend begabte Schulabgänger auf, sich von den aktuellen Turbulenzen im Markt nicht abschrecken zu lassen. Berchtold: „Die Informations- und Kommunikationswirtschaft ist die Zukunftsbranche schlechthin.“

Das deutsche Schulsystem bekommt zurzeit schlechte Noten. Die kürzlich veröffentlichte PISA-Studie hat gezeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich kaum die besten Köpfe hervorzubringen vermag. Berchtold nannte das kaum mittelmäßige Abschneiden deutscher Schüler ein „Warnsignal“ und eine „klare Aufforderung“, die lang angemahnte Reform des Bildungssystems endlich in Angriff zu nehmen. „Wir legen damit den Grundstein für die Zukunft“, so der BITKOM-Vize. „Wenn wir jetzt nicht auf die Bildungsmisere reagieren, fehlen in kurzer Zeit, wenn die Wirtschaft wieder stärker anzieht, noch mehr Fachkräfte als wir uns jetzt überhaupt vorstellen können.“

Handlungsbedarf sieht Berchtold auch beim Thema interaktives Fernsehen. Die Fernsehmärkte befinden sich derzeit in Folge der Digitalisierung von Produktions-, Speicher- und Distributionstechnologien in einem tiefgreifenden Wandel. Das herkömmliche analoge Fernsehen entwickelt sich zur interaktiven, digitalen und multimedialen Plattform. Auf ihr werden nicht nur die klassischen Fernsehdienste, sondern eine Fülle von neuartigen Inhalten und Diensten für jedermann angeboten. Das entsprechende Innovationspotenzial werde man laut Berchtold aber nur ausschöpfen, wenn die Infrastruktur für das digitale Fernsehen auf allgemein zugänglichen, technisch offenen Standards beruhe.

Mit dem MHP-Standard haben die europäischen Standardisierungsgremien einen wesentlichen Beitrag hierzu geleistet. Die großen deutschen Programmveranstalter (ARD, ZDF, RTL und die KirchGruppe) unterstützen diesen Standard uneingeschränkt und werden ihn so rasch wie möglich einsetzen. Berchtold zeigte sich aber besorgt, dass sich bisher nicht alle Marktteilnehmer zur Anwendung dieses Standards bekannt haben. „Damit wird der Markt zersplittert und das Marktpotenzial nicht schnell genug und ihn vollem Umfang ausgenutzt. Deutschland läuft wieder einmal Gefahr, die Chance zu verpassen, sich bei der Entwicklung einer neuen Technologie an die Spitze zu setzen.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) Albrechtstraße 10 10117 Berlin Telefon: 030/27576-0 Telefax: 030/27576-400

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