Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Deutsche Automobilindustrie erweist sich als Stabilisator

(Frankfurt) - "Mit einer hohen Investitionsdynamik und neuen Beschäftigungsimpulsen zeigt sich die deutsche Automobilindustrie erneut als Stabilisator in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld", betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am 22. August 2001 vor der Presse in Frankfurt. Allein im ersten Halbjahr 2001 sei der Umsatz in dieser Schlüsselindustrie um rund zwölf Prozent auf 204 Milliarden DM gestiegen. Im Inland erhöhten sich die Umsätze um fünf Prozent, während die Exporterlöse um 16 Prozent wuchsen.

Auf dem schwierigen Markt in Nordamerika konnten die deutschen Automobilhersteller in den ersten sieben Monaten ihre Verkäufe um fünf Prozent erhöhen und ihren Marktanteil im Pkw-Bereich auf mehr als neun Prozent steigern. "Wir haben damit in Nordamerika neues Terrain gewonnen, obwohl der US-Gesamtmarkt noch rückläufig ist", unterstrich Prof. Gottschalk. "Wir sind uns bewusst, dass uns die Stärke des US-Dollar gegenüber dem Euro am amerikanischen Markt zugute gekommen ist. Doch niemand ist so weit gegangen, ‚windfall profits' dieser Art mit langfristiger kostenmäßiger Wettbewerbsfähigkeit zu verwechseln oder diese Höchstkurse gar in seine langfristige Strategie fest einzustellen", unterstrich der VDA-Präsident anlässlich der Vorstellung des VDA-Jahresberichts "Auto 2001".

Vielmehr bauen die Unternehmen auf ihre erfolgreiche Produktpolitik, auf Innovation und modernste Technik sowie wegweisendes Design. "Dies sind die wesentlichen Elemente für die Attraktivität der deutschen Fahrzeuge beim Kunden. Hinzu kommt ein in den letzten Jahren systematisch verbessertes Preis-/Leistungsverhältnis", so Prof. Gottschalk.

Er wies darauf hin, dass auf dem US-Markt im Juli 2001 erstmals die Importeure mit 51,5 Prozent Marktanteil (davon 20 Prozentpunkte für die deutschen Marken) bei den Zulassungen von Pkw höher gelegen hätten als die heimischen US-Hersteller: "Die Gewichte in der Triade beginnen sich zu verschieben - und erfreulich ist, dass die deutsche Automobilindustrie daran aktiv beteiligt ist." Auch in Japan erfreuen sich Fahrzeuge von deutschen Herstellern zunehmender Beliebtheit: Allein im ersten Halbjahr 2001 wurden zehn Prozent mehr deutsche Pkw verkauft.
Bezogen auf das Inland wandte sich Prof. Gottschalk ebenfalls gegen Konjunkturpessimismus: "Die deutsche Automobilindustrie beteiligt sich nicht am Wettlauf um die schwärzeste Prognose." Im Gegensatz zur Gesamtkonjunktur sei die deutsche Automobilindustrie stabil. Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen erreichten im Jahr 2000 mit mehr als 26 Milliarden DM ein neues Rekordniveau. Auch künftig werde die Automobilindustrie technologisch "Schrittmacher" für andere Branchen sein, wie das Beispiel Elektronik im Fahrzeug zeige. Dies gelte unbeschadet der aktuellen Restrukturierungsaufgaben einzelner Hersteller. In der deutschen Automobilindustrie sind im Juni 2001 rund 767.000 Menschen direkt beschäftigt. Das sind 22.000 Beschäftigte mehr als vor zwölf Monaten.

Der VDA-Präsident betonte, dass auch er mit der Entwicklung der Neuzulassungen von Personenwagen im Inland nicht ganz zufrieden sei: "Wir hatten ein wenig mehr erwartet. Wir erkennen aber auch Tendenzen, die uns zuversichtlich machen." So verringerten sich die Rückgänge bei den Neuzulassungen seit Sommer 2000. Und in den Monaten von April bis Juli 2001 könne wieder über ein Plus von einem Prozent berichtet werden. Mit der erwarteten Belebung im zweiten Halbjahr 2001 nach der Beruhigung der Benzin- und Dieselpreise sollte ein Absatzvolumen am deutschen Markt von 3,33 Mio. Einheiten möglich werden.

Die deutschen Konzerne mit ihren Marken schneiden am heimischen Markt derzeit besser ab als ihre ausländischen Konkurrenten. Die Neuzulassungen der deutschen Pkw-Marken lagen ein Prozent über dem Vorjahr, während die Importeure einen Rückgang um fast zehn Prozent hinnehmen mussten. Der Marktanteil der deutschen Marken erhöhte sich damit auf 72 Prozent. Prof. Gottschalk: "Auch hierin sehen wir einen Beweis für die Dominanz der Innovationen in den Produkten und die Attraktivität der Produktpalette. 82 Prozent der im bisherigen Jahresverlauf neu zugelassenen Diesel-Personenkraftwagen trugen ein deutsches Markenzeichen."

In der Entscheidung für Innovationen und anspruchsvolle Technik sieht der VDA-Präsident die wichtigste strategische Positionierung der deutschen Automobilindustrie im Wettbewerb mit ihren Konkurrenten. Dies sei das Ergebnis einer Neuorientierung nach der Krise 1993. Er betonte: "Wir sind deshalb so gut aufgestellt, weil Hersteller wie Zulieferer sich diesem Konzept in großer Gemeinsamkeit verschrieben haben. ‚Mitläufertechnik' kann für uns kein Erfolgsrezept sein."

Diese Branche habe darüber hinaus von Politik und Öffentlichkeit ein "Imagepremium für verantwortungsbewusste Unternehmensentscheidungen" erhalten. Das liege auch daran, dass jüngste Standortentscheidungen wieder zugunsten Deutschlands gefallen seien, insbesondere zu Gunsten von Standorten in den neuen Bundesländern. Daneben werden allerdings die Investitionen im Ausland keinesfalls vernachlässigt, sondern parallel zum Inland systematisch ausgebaut.

Prof. Gottschalk betonte: "Das Engagement der Automobilindustrie in Ostdeutschland ist gerade angesichts der häufig anzutreffenden eingetrübten Stimmung von hoher Bedeutung. Die Standortentscheidungen für Leipzig kommen zu einem goldrichtigen Zeitpunkt. Sie stärken die aufstrebende Automobilindustrie in den neuen Bundesländern. Nicht Transferleistungen oder ABM-Denken waren hierbei ausschlaggebend. Vielmehr sind die Entscheidungen im harten Standortwettbewerb mit belegbaren Fakten gefällt worden. Dazu gehört auch die hohe Flexibilität bei den Arbeitszeitregelungen." VW investiere 400 Millionen DM für die gläserne Fabrik in Dresden und werde in den nächsten Jahren weitere zwei Milliarden DM in Mosel und in das Motorenwerk in Chemnitz stecken. Porsche investiere 100 Millionen DM in Leipzig; Mercedes-Benz produziere ab September den Kompakt-Van Vaneo in Ludwigsfelde. Nun komme BMW mit einer Investition von zwei Milliarden DM in Leipzig hinzu.

"Insgesamt beläuft sich die Summe der aktuellen Investitionsvorhaben auf fast fünf Milliarden DM. Wir haben uns nie an einer Standortschelte beteiligt. Allerdings erinnern wir nach solchen Investitionsentscheidungen die Politik und die Tarifvertragsparteien mit Nachdruck daran, dass auch sie eine Verantwortung haben", unterstrich der VDA-Präsident.

Die ostdeutschen Betriebe der Automobilindustrie bieten inzwischen 33.600 Arbeitnehmern direkt Beschäftigung. Allein 12.000 Arbeitsplätze wurden seit 1996 geschaffen. Einschließlich der Vorlieferungen und der Vertriebsorganisationen finden weit mehr als 100.000 Menschen Beschäftigung. Prof. Gottschalk: "Die Automobilindustrie ist damit eine der wichtigsten Branchen in Ostdeutschland und nimmt eine Leuchtturm-Funktion ein."

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Westendstr. 61 60325 Frankfurt Telefon: 069/975070 Telefax: 069/97507261

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