DGB zu den Berechnungen des IW über Arbeitskosten
(Berlin) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) weist daraufhin, dass auf Basis des vom arbeitgebernahen "Institut der deutschen Wirtschaft" (IW) durchgeführten internationalen Vergleichs von Arbeitskosten keinerlei Schlussfolgerungen auf die deutsche Wettbewerbssituation gezogen werden können.
Bei der Interpretation derartiger Untersuchungen wird oft übersehen, dass diese Vergleiche lediglich auf den Stundenlöhnen von Arbeitern im verarbeitenden Gewerbe basieren. Diese Beschränkung ist jedoch äußerst problematisch, da damit nur ein Segment der Arbeitskosten betrachtet wird. So beträgt beispielsweise in Deutschland der Anteil der Arbeiter in der verarbeitenden Industrie an der gesamten Beschäftigtenzahl nur knapp 15 Prozent. Zudem unterscheiden sich die Qualifikationsprofile und die Produktionsstrukturen auch zwischen entwickelten Industrieländern erheblich. So sind in Deutschland Arbeiter in der verarbeitenden Industrie im Schnitt besser ausgebildet und tendenziell eher auf die Fertigung hochwertiger Produkte spezialisiert als beispielsweise in den USA oder in Großbritannien. Dort werden Arbeiter eher als un- oder angelernte Kräfte in der Massenproduktion eingesetzt.
Bei einer Fokussierung auf das verarbeitende Gewerbe werden zudem wesentliche Kostenkomponenten vernachlässigt, und zwar Aufwendungen für Vorleistungen, die von anderen Sektoren erbracht werden. Aus diesem Grund wendet sich auch die Deutsche Bundesbank gegen die Verwendung von sektoralen Daten als Indikator der Wettbewerbsfähigkeit, da dies "leicht zu Fehlinterpretationen" führen kann. Die Arbeitskosten je Arbeiterstunde in der verarbeitenden Industrie vermitteln somit selbst für das verarbeitende Gewerbe, erst recht aber für die Gesamtwirtschaft, ein verzerrtes Bild über die Arbeitskostenbelastung.
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