Pressemitteilung | Bayerische Ingenieurekammer-Bau

Kroatien bietet mittelständischer bayerischer Bauwirtschaft Chancen

(München) - Die kroatische Wirtschaft wächst wieder und mit ihr auch die Chancen für die bayerisch-kroatische Zusammenarbeit im Infrastrukturbereich: Von -0,4 Prozent (1999) kletterte das von den 4,5 Mio. Kroaten erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt auf stattliche +3,7 Prozent im Jahr 2000. Dem von der Regierung Mesic betriebenen Annäherungskurs an die Europä-ische Union setzen die Haushaltslage und das (Kriegs-) Erbe des Landes Grenzen. Noch immer werden die mit großem Aufwand der öffentlichen Hand sanierten Banken ihrer Rolle als Kreditlieferanten der kroatischen Wirtschaft bei der Wiederherstellung des Verkehrswegenetzes und dem Bau von Ver- und Entsorgungssystemen nicht gerecht.

Ohne ausländische Investitionen in die Infrastruktur, Energie und Telekom-munikation des Landes wird sich der kroatische Wachstumskurs nicht halten lassen und der Ausbau des Tourismus eine unerfüllte Hoffnung bleiben. Deshalb zeigt sich die seit März vergangenen Jahres im Amt befindliche
Staatsführung entschlossen, Investitionsbarrieren abzubauen und den Strukturwandel voranzutreiben. Dies erscheint auch dringend notwendig, wenn Kroatiens Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO nicht nur als Geste, sondern als Bestätigung eines wirtschaftspolitischen Richtungswechsels verstanden werden soll.

Die wirtschaftlichen und politischen Reformdefizite der Ära Tudjman haben Kroatien um Jahre zurückgeworfen und den Zugang zum PHARE-Programm der EU verhindert. Erst im Mai 2001 konnten mit dem Abschluss eines Stabilierungs- und Assoziierungsabkommens die Beziehungen zwischen Kroatien und der EU eine Neuordnung erfahren. Besonders hart traf die außenpolitische Isolation das Bauwesen und die öffentliche Infrastruktur. Arbeitete 1987 noch jeder zehnte Kroate im Bauwesen, war es Mitte der 90er Jahre nur mehr jeder zwanzigste.

Die Folgen dieses Aderlasses und die zum Teil noch unbeseitigten Schäden, die der Ostslawonienkrieg an den Infrastrukturnetzwerken hinterließ, lähmen noch heute den Transitverkehr und die Entwicklung des Tourismus. Wichtige Devisen gehen dem Land unwiederbringlich verloren.

Im Zentrum des von der EU am 10. Juli 1999 verabschiedeten Stabilitäts-pakts sowie der Förderung durch die Europäische Bank für Wiederaufbau (EBRD) und der Europäischen Investitionsbank (EIB) steht die Verbesserung der Verbindungen zwischen den Regionen. Besonderes Augenmerk genießt die Anbindung des Landesinneren an die kroatische Küste und die Verbindung über
die beiden europäischen Korridore. Aus dieser Aufgabenstellung ergeben sich im Transportsektor (Straße, Schiene, Luft und Wasser) zahlreiche An-satzpunkte für die Zusammenarbeit von mittelständischen (Ingenieur-) Unternehmen aus Bayern und Kroatien. Deren Vorzüge - Qualitätsorientierung, Flexibilität, Innovationsfreudigkeit und die Bereitschaft zur Besetzung von Nischen - kommen bei der Beseitigung von Schäden und Engpässen sowie bei der Modernisierung von Infrastruktureinrichtungen voll zum Zuge.

Aufgrund des rückläufigen Transportaufkommens verfügt die kroatische Infrastruktur nach Einschätzung der Weltbank in den Bereichen Schienen-verkehr und Seehäfen über ausreichende Reserven. Nur im privatisierten Autobahnwesen sind neue Verkehrsverbindungen zu erwarten und Investiti-onen in Höhe von 8,6 Mrd. DM bis zum Jahr 2012 geplant. Dies erfordert jedoch die Bereitschaft zur Teilnahme an Betreiber-, Konzessions- und Mautmodellen. Ein Großteil der Quickstart-Projekte im Rahmen des Stabili-tätspakts bezieht sich auf diesen Bereich.

Kooperationsmöglichkeiten zeichnen sich auch bei der Wasserver- und -entsorgung ab. Trotz der bereits in den in den letzten Jahren erzielten Fort-schritte sind nach Schätzungen der Weltbank Investitionen in Höhe von 1,28 Mrd. DM erforderlich, um die bestehenden Systeme zu modernisieren und 90 Prozent der Bevölkerung an die Wasserversorgung bzw. 80Prozent der Bevölkerung an die Kanalisation anzuschließen. Die Aufbereitung der Abwässer würde noch höhere Investitionen erfordern. Die kroatische Regierung hat im Rahmen eines Investitionsprogramms Projekte zur Verbesserung der Wasserversorgung bzw. der Abwasserentsorgung vorgeschlagen, die Kooperationsmöglichkeiten u.a. auf der Basis von Konzessionen bzw. Build-Operate-Transfer-Verträgen bieten.

Weitere Informationen über Kroatien, das mit einem Handelsvolumen von 783 Mio. DM an neunter Stelle der Handelspartner des Freistaats unter den mittel-, ost- und südosteuropäischen Transformationsländern rangiert, bietet die im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Technologie erstellte Studie des Osteuropa Instituts München "Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bayern und Kroatien". Diese kann über den Leiter der Clearingstelle der Bayerischen Inge-nieurekammer-Bau, Dr. Ing. Roland Molzahn, (Tel. 089/419434-50, r.molzahn@bayika.de).

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerische Ingenieurekammer Bau Einsteinstr. 1-3 81675 München Telefon: 089/4194340 Telefax: 089/41943420

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